Friedhofsruhe für einen Stadtwald



Zwischen Niederbreisig und Rheineck wächst am Berghang ein schöner alter Buchenmischwald.


In den Wochen vor Weihnachten 2007 wurden Erholungssuchende hier durch Wegearbeiten mit teilweise recht schwerem Gerät aufgeschreckt. Sollten etwa auch hier autogerechte Appartmenthäuser mit unverbaubarer Sicht auf den Rhein errichtet werden?

Erst Steinsetzungen mit nachgerade fast anthroposophisch anmutenden Sinnsprüchen und provisorische Hinweistafeln machten uns klar, dass der Wald hier nun nicht zu Eigentumswohnungen, sondern zu Grabstätten umgewidmet werden soll.


Unser Erholungswald nennt sich nun "RheinRuhe" und ist in Quartiere namens "Corona", "Ramus" oder "Pinus" aufgeteilt. Es erfolgt die Aufforderung, keine Blumengestecke an den Grabstätten zu hinterlegen, denn "Dies ist ausdrücklich von den Verstorbenen nicht erwünscht, da sie sich bewusst für eine Ruhestätte im Einklang mit der Natur entschieden haben."

Ob die Verstorbenen entlang der breiten Schotterpiste, die sich auch sehr gut als Parkplatz eignet, oder zwischen dem Wurzelwerk der oft recht steilen Hänge beigesetzt werden sollen?


Im lebensfrohen Spanien wird den Toten dicht aneinander gereiht nur eine gemauerte Nische zugestanden. - Auch in Bad Breisig hätte man besser daran getan, die lebenden Spaziergänger und Bäume vor den Toten zu schützen.

Dabei ist die starke Erweiterung des Wegenetzes durchaus gelungen. Und aus dem Orient weiß man, dass sich die letzten Baumbestände an Begräbnisstätten erhalten haben. Besser wäre es jedoch, einen Wald als Wald zu schützen.

Wenn Wald eine Funktion erhalten soll, dann als Erholungswald und nicht als Friedhof.


Es ist doch merkwürdig, dass Leute, die sich ihr Leben lang am liebsten auf festem, betoniertem Grund bewegten oder in Cockpits mit Tachometern aller Art aufhielten, für ihre sterblichen Überreste ausgerechnet einen Platz im Wald beanspruchen.


Sicher stammt diese Idee von einem Bestattungsunternehmer.




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Zur ewigen Ruhe
( © STH, Dezember 2007)






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