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Der Klimaraum am Mittelmeer


Am Südrand Europas und Eurasiens (in der Meridionalen Zone) herrschen vorwiegend Klimabedingungen mit Winterregen. Doch die Sommertrockenheit verschärft die durch relativ kühle Winter eingeschränkten allgemeinen Wachstumsbedingungen für die Pflanzenwelt. Dieses mediterrane Klima hat folglich einen modifizierten Lorbeerwald mit Skleromorphie (Hartlaubigkeit) hervorgebracht. [Schroeder 1998]


Das Klima am Mittelmeer wird sowohl durch den subtropischen Hochdruckgürtel im Süden (besonders im Sommer) als auch durch die Tiefdruckgebiete der mittleren Breitengrade (besonders im Winter) beeinflusst.

Gleichzeitig wirkt das Mittelmeer als ozeanischer Körper auf die Küstengebiete ein:
- auf die nördlichen wie ein Wärmespeicher,
- auf die östlichen und südlichen als Regenbringer.





Das Mittelmeerklima im Verhältnis zum Klima Europas


Europa ist im Vergleich zu vielen anderen Weltgegenden klimatisch außerordentlich begünstigt. Das ist auf eine positive Klimaanomalie zurückzuführen, die hervorgerufen wird
1. durch den Wärmetransport des Golfstroms,
2. durch tief in die Landmasse eindringende regenbringende Meere
3. und durch seine ungewöhnlich geringe Höhe über dem Meeresspiegel.

Das Temperaturmittel Europas lag folglich in der Mitte des 20. Jh.s um 9° C höher als dem Breitengrad nach zu erwarten wäre.


Ganz Europa wird durch die ozeanischen Luftmassen des Atlantiks, die nicht durch Gebirgsschranken wie im pazifischen Amerika zurückgehalten werden, und damit durch den Golfstrom beeinflusst; das Mittelmeer leitet diese Luftmassen bis nach Osteuropa.

In Europa wetterbestimmend ist im Winter ein kontinentales Hoch in Eurasien; im Sommer das ozeanische Azoren-Hoch, das die Bildung von regenbringenden Zyklonen verhindert.

[Harms Europa 1978]


Europa ist insgesamt ziemlich regenarm und erhält nur in den Gebirgen und an seinen westlichen Küsten mehr als 1000 mm Niederschläge.

Das übliche Niederschlagsniveau bewegt sich bei 500 - 800 mm Jahresniederschlägen (Paris 650 mm) und unterscheidet sich damit nicht grundlegend von dem des Mittelmeerraumes.

Die saisonalen Niederschlagsmaxima Westeuropas gleichen sich stark denen des Mittelmeerklimas an: im Südwesten (am Golf der Biskaya) herrscht Winterregen, im nördlichen Westeuropa Herbstregen.
Die Perioden der Sommertrockenheit werden allerdings nach Süden hin immer länger.

Der Golfstrom leitet subtropische Temperaturverhältnisse bis weit in den Norden; es bestehen daher Ähnlichkeiten zwischen dem Klima Westeuropas und dem des Mittelmeerraumes.

Andererseits reichen die nördlichen Klimabedingungen in den Gebirgen bis an den Rand des Mittelmeeres. Vor allem das französische Zentralmassiv sticht durch seine kalten, feuchten und schneereichen Winter hervor; in den Eiszeiten war es teilweise vergletschert.



Das mediterrane Frankreich


Frankreich besitzt als Mittelmeer-Anrainer ein mediterranes Klima an seiner Südküste und im Rhône-Tiefland.

Aquitanien, also der Südwesten Frankreichs, bildet klimatisch eine mediterran-atlantische Mischzone. Im Sommer mischen sich mediterrane Hitze und atlantische Schwüle; nach Osten hin werden die sommerlichen Niederschläge unregelmäßiger.

Die Bergländer im nahen Hinterland der französischen Mittelmeerküste bilden einen wichtigen, abschirmenden Klimafaktor: im Westen das Zentralmassiv, im Norden die Hochprovence und im Osten die Meeralpen.


An der Côte d'Azur herrscht von Juli bis September sozusagen ungetrübter Sonnenschein. Doch auch in den Wintermonaten November bis März ist der Himmel an weniger als jedem dritten Tag bedeckt.

Toulon, die Hauptstadt des Departements Var, ist die südlichste und nach der Klimastatistik auch die wärmste und sonnenreichste Stadt in Frankreich.

[Wikipedia-Artikel (deutsch): "Département Var", Stand: 22. September 2009]


Obwohl an der französischen Mittelmeerküste Sommertrockenheit herrscht, gehört sie zu den vergleichsweise humidesten Bereichen des Mittelmeerklimas. Auch bei einem weiter forcierten Klimawandel wird sich die Trockenheit hier wohl nicht so sehr verschärfen wie in anderen mediterranen Gebieten.





Breitengrad und Tageslängen


Die deutlich niedrigeren Breitenlagen der Küsten des Mittelmeeres machen sich anhand der Tageslänge bemerkbar. - Toulon liegt immerhin knapp 900 km südlich von Köln, und Algerien weitere 600 km südlich von Toulon.

Relativ konstante Tageslängen und ewiger Frühling schlagen sich sicher auf die Mentalität der Bewohner nieder. Gutes Wetter bedeutet Anreiz zur Aktivität und damit auch Stress - ein Winterschlaf-Syndrom wie im Norden gibt es hier nicht.


An den Küsten des Mittelmeeres herrschen im Gegensatz zu den tropischen Breitengraden immer noch sehr deutliche jahreszeitliche Unterschiede in der Tageslänge: In Toulon dauert der längste Tag etwa 15 h 22 min, der kürzeste Tag etwa 9 h [http://www.sonnenscheindauer.de/].

Zum Vergleich währt der längste Tag in Köln schon etwa 16 h 32 min, und der kürzeste Tag nur 7 h 56 min.

Mehr als durch die Tageslänge wird das Klima jedoch durch die Strahlungsstärke der Sonne je nach ihrem Einfallswinkel bestimmt.


Die Termine des höchsten/ niedrigsten Sonnenstandes und der Tag- und Nachtgleiche verschieben sich von Jahr zu Jahr.

Tiefster oder südlichster Sonnenstand besteht am Winteranfang. - Die Tageslänge nimmt dann mit jedem Breitengrad um 10 min ab. Während der Tag im äußersten Süden Deutschlands fast 8 h 30 min dauert, erreicht er in Flensburg nur eine Länge von gut 7 h 10 min.

Der höchste und nördlichste Sonnenstand wird am Sommeranfang erreicht. - Die Tageslänge nimmt dann mit jedem Breitengrad um 10 min zu. Wenn der Tag im äußersten Süden Deutschlands kürzer als 16 h ist, dauert er in Flensburg schon fast 17 h und 20 min.

[Quelle: http://www.volkssternwarte-bonn.de/info/Tageslaenge.html]



Gebirge und Höhenstufen


Auf der Nordseite des Mittelmeeres halten Gebirge den Regen und die Kälte ab, auf der Südseite aber andererseits das Wüstenklima.

Höhenunterschiede verändern das milde Mittelmeerklima schon in geringem Abstand zur Küste.

Am Rande des Mittelmeergebietes gibt es außerdem Höhenklimate mit harten Wintern und plötzlichen Kälteeinbrüchen: in der spanischen Meseta, im französischen Massiv Central und auf dem Balkan.


Das Hochlandklima des spanischen Binnenlandes ist so kühl und trocken, dass dort die typische Mittelmeerflora nicht gedeiht. Es wurde daher als 'Clima Mediterráneo Continentalizado' bezeichnet, während es nach der Köppen'schen Klassifikation zur mediterranen Cs-Zone gerechnet wird. [Wikipedia-Artikel "Mediterranean climate"; Stand: 23. März 2014]


Andererseits ist ein wichtiger Aspekt der durch hohe Sonneinstrahlung geprägten Klimazonen, zu denen auch die mediterrane gehört, dass sich die Vegetations- und Anbauflächen bis in größere Höhenstufen ausweiten können als andernorts.

Die recht gebirgigen Mittelmeer-Landschaften mildern auch die Auswirkungen des sommertrockenen Klimas selbst ab.





Höhenstufen oder Gebirgslagen besitzen von den zonalen Bedingungen abweichende vertikale Klimaverhältnisse; Gebirge werden daher als Orobiome bezeichnet. Multizonale Orobiome wie die Alpen umfassen mehrere Klimazonen. [Walter/ Breckle 1983]

Diese vertikale Klimazonation macht sich bereits in nach Metern messbaren Abstufungen bemerkbar.

Infolge von Steigungsregen trifft man häufig auf das Phänomen zunehmender Niederschläge bis in die Höhe der Wolkendecke.


"Die direkte Sonnenstrahlung nimmt im Gebirge mit der Höhe zu, die diffuse dagegen ab, so daß die Gegensätze zwischen sonnigen und schattigen Standorten immer schärfer werden .." [Walter/ Breckle 1983]




Quellenangaben

Harms Handbuch d. Geographie: Europa; 21.Aufl.. München, 1978.
Heinrich Walter/ Siegmar Breckle: Ökologie der Erde; Band 1 - Ökolog. Grundlagen in globaler Sicht. Stuttgart, 1983.
F.-G. Schroeder: Lehrbuch der Pflanzengeographie. Wiesbaden, 1998.
www.sonnenscheindauer.de
www.volkssternwarte-bonn.de/info/Tageslaenge.html




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Einige Klimadaten
Klassifikation des mediterranen Klimatyps
Saisonale Bedingungen und Mittelmeerwetter