Motti des Webmasters

Kokelores aus allen Zeitepochen



Motto Herbst 2010:

"Ohnstreitig würde es auf das Leben manches jungen Mannes gar wohlthätig einwirken, wenn er in den Fall gerathen könnte, seiner eigenen Leichenfeier so beizuwohnen, wie ich."
Friedrich Laun (= Friedrich August Schulze) empfiehlt, die eigene Leichenfeier zunächst einmal mit einem getürkten Leichnam zu inszenieren.


Motto Sommer 2011:

"O Tod, - überall schön, aber wie gros ist der Gedanke, wie dichterisch schön, wenn er uns im stillen Pomp einer geordneten Schar erscheint."
Wilhelm Friedrich von Meyern entfaltet in seinem knapp tausendseitigen Werk "Dya-Na-Sore oder die Wanderer" die geistige Sprengkraft eines Hasenköttels.


Motto Ende 2012:

"Denn ganz Deutschland zieht Hitler den Kommunisten vor." (Tagebuch-Eintrag am 14.11.1933)
Victor Klemperers Tagebuch aus dem Nachlass wird gerne als Geschichtsquelle genutzt. Als Motto taugt seine lapidare Aussage weniger ...

"Wir sind gewohnt, die Wahlen und Volksbefragungen unter Hitlers Diktatur zu ignorieren, doch zeigen tendenziell auch sie, daß sich ein pronazistischer Konsens herausbildete und erweiterte. Im Oktober 1933 zog Hitler das Deutsche Reich aus dem Völkerbund zurück und beraumte ein Plebiszit an, um die Deutschen nach ihrer Zustimmung zu fragen. Das Ergebnis waren 95 Prozent Ja-Stimmen. Nicht weniger spektakulär waren die Ergebnisse der Reichstagswahl, die Hitler gleichzeitig mit dem Plebiszit im November 1933 anberaumte. Das Ergebnis war, daß Hitler und seine Partei fast 40 Millionen Stimmen erhielten (92,2 Prozent aller Stimmen). Kaum weniger bemerkenswert war eine Wahlbeteiligung von 95,2 Prozent."

"Ein weiteres Mal wurden die Bürger am 19. August 1934 aufgefordert, ihre Meinung zu äußern, nämlich bei der Volksbefragung über die Zusammenlegung des Amtes des Reichspräsidenten (nach dem Tode Hindenburgs) mit dem Amt des Regierungschefs (Reichskanzler Hitler). - Abermals unterstützten Hitler fast 90 Prozent der Wähler."

[Robert Gellately: Hingeschaut und weggesehen – Hitler und sein Volk. Bonn, 2003.]


Motto Herbst 2013:

".. die Theologie sei für die Religion das Gleiche wie die Rechtsverdrehung für die Gerechtigkeit .."
"Heute sind 3 Priester von St Sulpice, von denen 2 verheiratet sind, mit ihren Frauen zur Sektion gekommen, um ihre Priesterurkunden abzugeben, damit diese im Saal verbrannt werden, und haben gesagt, die Theologie sei für die Religion das Gleiche wie die Rechtsverdrehung für die Gerechtigkeit, und sie hätten niemals ein Wort von dem geglaubt, was sie gelehrt haben, man habe das Volk nur getäuscht." (Tagebuch-Eintrag am 10. 11.1793)
Célestin Guittard in seinem "Revolutionstagebuch 1791 - 1796"

Es handelte sich um keinen Einzelfall, sondern der keineswegs revolutionäre Pariser Bürger Guittard schreibt im November 1793, dass alle Priester dem römisch-katholischen Glauben abgeschworen hätten und dass alle Kirchenschätze von der Münze requiriert worden seien.
Mit Interesse besucht er die Veranstaltungen in den ehemaligen Kirchen, die nun als Tempel der Freiheit und Vernunft dienen, berichtet aber auch mit Schadenfreude, wie der angebliche Anführer der Agnostiker, ein gewisser Gaspard Chaumette, genannt Anaxagoras, im nächsten Frühjahr ebenso wie Danton guillotiniert wird.


Motto März 2014:

"Allen Formen der Herrschaft ist dies gemeinsam: jede besitzt mehr Macht als die gegebenen Bedingungen erfordern."
Martin Buber

Diese Aussage habe ich mir vor langer Zeit notiert, aber nicht die Fundstelle.


Motto Mai 2015:

"Kleine Diebe hängt man ins Feld,
Die großen ins Geld."

Karl Simrock: Die Deutschen Sprichwörter (1846)

Fußballer sind Tagediebe, die teilweise sehr reich geworden sind. Was soll man zu den Leuten sagen, die sich als die Manager dieser Fußballer ausgeben?


Motto Dezember 2015:

"Ja, sollte Herrin über Leib und Leidenschaft die Vernunft sein, die den wahren Gott nicht kennt, die seiner Herrschaft nicht sich beugt, sondern der Verführung grundschlechter Dämonen preisgegeben ist?"
Augustinus: Gottesstaat

Anhand dieses Zitats eines Kirchenvaters kann man sehen, dass unter Religiösen der Glaube allgemein verbreitet ist, dass Gott und Vernunft einander ausschließen.
Islamisten nutzen sogar jede Gelegenheit, um zu exemplifizieren, dass Religion nicht einmal mit der Würde des Menschen vereinbar ist.


Motto Februar 2017:

"... denn die ganze Armee die durchgezogen war und die gerade vorbeizog und am Horizont vorrückte um vorbeizuziehen das waren nicht die Unseren sondern die siegreichen und unbesiegbaren Feinde ..."
Ferdinando Camon: Das Ewige Leben

Diese Empfindung - angesichts einer Übermacht - beherrscht meine gesamte Existenz, obwohl ich doch das Glück habe, eine Epoche des Friedens und des Wohlstands zu erleben. Seit Kindertagen habe ich nichts erlebt, das sich auch nur annähernd mit meinen Intentionen und meinen persönlichen Konzepten von Rationalität und Recht gedeckt hätte.


Motto November 2017:

"Reicht der Busch dem Reiter an die Sporen,
So hat der Bauer sein Recht verloren."

Karl Simrock: Die Deutschen Sprichwörter Gesammelt. Frankfurt, 1846.

Meiner Meinung nach zielt der Spruch nicht auf faule Bauern ab, sondern auf die faule Feudalherrschaft. Berittene (daher Ritter) konnten überall von den relativ wehrlosen Bauern Schutzgeld bzw. die Ernte erpressen und damit die Macht im Lande. Der einzige Lebenszweck der Bauern ist, dem Lande Überschüsse und Abgaben abzuringen, sonst werden sie vertrieben.


Motto November 2020:

"Sind aber seltene und prachtvolle Geräte nebeneinandergereiht, und sind im Garten die Gräser und Bäume kunstvoll gestutzt, so ist das ein sehr trauriger Anblick."
Yoshuda Kenkô: Betrachtungen aus der Stille ('Tsurezuregusa', 14. Jh.)

Dieser Ausspruch eines Vertreters der traditionellen feudalistischen Gesellschaft in Japan zeigt, dass Natur- und Umweltschutz auch etwas mit Konservativismus zu tun haben können.




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