Differenzierung der Nutzungsräume


Auf Grund ihrer Umweltqualität kann man folgende grobe Einteilung von Räumen und ihrer menschlichen Nutzung vornehmen:



Boden wurde erst bei Notwendigkeit der Erhöhung verzehrbarer Biomasse durch Pflanzenbau zu einem Nutz- und Überlebensfaktor des Menschen, der zur Zeit mit beängstigender Eile schwindet.
Das Potential von Tälern und Auen, erodierte Substrate und Böden zu akkumulieren, brachte Bauern und Gärtner hervor. Ähnliche Feinböden entstanden auch in den Randgebieten der eiszeitlichen Vergletscherungen.

Zufuhren von Nahrungsmitteln über Handelswege oder über den Schiffsverkehr bildeten in früher Zeit eher die Ausnahme, so dass für den größten Teil der Bevölkerung eine eigene agrarische Produktion und Selbstversorgung notwendig war.

Günstige ökologische Standortbedingungen sind aber auch heute noch etwas Einmaliges, das nicht importiert oder durch Handelsaustausch ersetzt werden kann.



Siedlungsräume


Dass sich das Gros der Weltbevölkerung zwischen dem 5. und 55. Grad der nördlichen Breiten konzentriert, ist hauptsächlich auf das Übergewicht der Landflächen auf der Nordhalbkugel zurückzuführen.

Ansonsten gilt die Grundregel, dass die wärmeren Zonen dichter besiedelt werden als die kühleren.

Ein ebenso wichtiger Faktor ist die Nähe zum Wasser, welches nicht nur als Faktor des Pflanzenwuchses wichtig ist, sondern wahrscheinlich auch als Hygiene-Faktor.
Bei einem ständigen, kaum fassbaren Bevölkerungswachstum wird das landwirtschaftliche Wasserdargebot besonders wichtig. In subtropischen Breitengraden ist dieses nur in Küstennähe ausreichend, riesige kontinentale Gebiete sind dagegen unproduktiv.


Besser, als sich den häufigeren Niederschlägen der Gebirge auszusetzen, ist es, sich an ihrem Fuß niederzulassen, wo das Wasser der angeschwollenen Flüsse zugänglich ist.
In arideren Zonen wurden allerdings gerade die regenreicheren Berge als Weideland erschlossen und degradiert, in den feuchten Tropen gerade die kühleren Bergländer für eine bäuerliche Lebensweise genutzt.

Insgesamt ist als erstaunliches Phänomen hervorzuheben, dass fast zwei Drittel der Weltbevölkerung in den niedrigsten Höhenstufen (bis 200 m) leben, die nur etwas mehr als ein Viertel des Festlandes ausmachen. Gerade in Europa und Asien sind in die Küstenregionen besonders dicht besiedelt.


Feuchte Standorte und humide Klimaverhältnisse können sich auch negativ auf die Gesundheit auswirken, nicht nur in kalten Regionen, sondern auch in den Tropen, wo solche Bedingungen Parasiten und Infektionskrankheiten fördern.


Urbane Gebiete entstehen noch aus weiteren Gründen neben dem Dargebot an Umweltressourcen - als Verkehrsknotenpunkte, durch die Akkumulation von Macht und Kapital und als Stätten industrieller Produktion.

Erst in allerjüngster Zeit ist es zu einer ausufernden Ausbreitung reiner Siedlungsgebiete ('suburbia') gekommen, die zwar als Indikatoren gesellschaftlichen Wohlstandes gelten, andererseits aber eine massive Bedrohung der Umweltressourcen darstellen.



Hygiene und Stadt


Die meisten Menschen haben es immer schon vorgezogen, in naturfernen Rodungen oder in anthropogenen Wüsten wie Städten oder Fabriken zu leben und zu arbeiten. Dabei spielte sicher auch das Verlangen nach einer verbesserten Hygiene und nach dem Schutz vor den Unbillen des Klimas eine Rolle.


In den unterentwickelten Ländern strömen ständig Menschen vom Land in ausufernde Riesenstädte. Aber wovon sollen sie da eigentlich leben? Können sie denn ihr Dasein nicht sicherer und angenehmer in der Urproduktion auf dem Lande fristen? - Sie könnten, wenn ihnen das Land gehören würde!

Auch die Bauern des europäischen Mittelalters waren oft in der Hand von Feudalherren und Zwischenhändlern und vermochten selber keine Vorräte und Güter zu akkumulieren. Bei den regelmäßig auftretenden Missernten mussten sie bettelnd durch die Städte ziehen und und wurden dort leichte Beute der hygienischen Zustände.


Die hygienische Situation im medizinischen Sinne dürfte sich schon in den frühen Zivilisationen verschlechtert haben, weil medizinische Probleme nicht aus der Wildnis entstehen, sondern aus der Anpassung vorher wilder Krankheitserreger an viele, dicht zusammenlebende Menschen. Dabei ist zu beachten, dass die meisten gefährlichen Infektionskrankheiten auf mutierte Krankheitserreger der domestizierten Tierarten zurückzuführen waren, die ja seit jeher ebenfalls in unnatürlich hohen Populationen gehalten wurden.

Hinzu kamen immer neue Hygieneprobleme durch Abwässer, Abfälle und die technischen Erzeugnisse selbst.

Ich möchte daher vorschlagen, sich statt mit schmuddeligen Haustieren und Maschinen doch lieber mit hygienisierend wirkenden Pflanzen und Pflanzengesellschaften zu umgeben.


Hygiene hatte als Ideologie paradoxerweise auch den Zweck der Ausgrenzung alles Wilden, alles Lebendigen, das nicht völlig unter Kontrolle der Gemeinschaft oder des einzelnen Besitzers stand. Die Furcht vor bösen Ausdünstungen und mikrobiellen Lebewesen verstellt das Verständnis für die Probleme, die durch das Überhandnehmen urbaner Infrastruktur verursacht werden.