Im Gegensatz zum Bauernland mit Dreifelderwirtschaft waren Gutsherren-Landschaften im Absolutismus durch extensivere Nutzungsformen mit Viehwirtschaft gekennzeichnet. Dabei handelte es sich um geregelte Feldgraswirtschaft oder noch extensivere Schlagfluren (Feldgras-Wechselwirtschaft mit Brachen). [Born 1989]

Noch heute wirkt sich für den, der genug Land besitzt, eine politisch geförderte Extensivierung günstig auf den Geldbeutel aus.


Eine aktuelle Definition lautet, dass extensive Landnutzung die Nutzung der "natürlichen Standortbedingungen" ohne bedeutenden Input an Fremdenergie und Fremdstoffen sei [Martin/ Sauerborn 2006].
Ein Problempunkt ist hierbei der erforderliche Einsatz an Arbeitszeit, der ohne Technologie-Input um ein Vielfaches größer ist. Aber menschliche Arbeitskraft ist keine Fremdenergie !

Extensive Landnutzung könnte noch radikaler definiert werden als unregelmäßige, das Ökosystem nicht durch hohen Stoffentzug belastende Nutzungsformen [Haber 1992].

Extensive Landnutzung muss also wegen des reduzierten Outputs an einen Markt, dem fehlenden Input an Technologien und dem Wechsel der genutzten Standorte vornehmlich Subsistenz-orientiert sein.


Oft wird behauptet, extensive Nutzungsweisen hätten in der heutigen Zeit keinen Platz mehr. Dabei dürften aber die meisten Ökosysteme gar nicht anders als extensiv zu nutzen sein, wozu zunehmend auch die durch Übernutzung heruntergewirtschafteten Flächen zu rechnen wären.
Statt eines hohen Technologie-Inputs um jeden Preis wäre eine Extensivierung als Anpassung an die nutzbaren Lebensräume und Arten sicher effizienter.


Auch das folgende Modell sieht eine marginalisierte und gleichzeitig ausschließlich marktorientierte Landbewirtschaftung vor. Der Agrarraum soll in konzentrischen Kreisen unterschiedlicher Intensitätsstufen gedacht werden [Andreae 1985]:

Siedlungszone (evt. mit Gartenkulturen) ->
Lokalzone (Produktion von Frischwaren) ->
Feldbauzone (Produktion von lagerfähigen Waren) ->
Plantagenzone (auch Obst und Wein mit nur einer Ernte) ->
Weidezone (natürlich ohne intensive Tierhaltung) ->
Marginalzonen (frühere Bezeichnung Karawanenzone)

Als Marginalzonen wurden Grenzzonen definiert, wo der Anbau theoretisch noch möglich, aber nicht mehr rentabel ist. Denn mit größerem allgemeinem Wohlstand zieht sich die effektive Anbaugrenze immer weiter zurück, z.B. in den Alpen durch Aufgabe der Almwirtschaft oder in den industrialisierten Regionen durch Umwandlung von Agrarland in Wohn- und Verkehrsflächen.

Unter Marginalzonen kann man auch unfruchtbare Regionen verstehen, die bestenfalls eine karge Selbstversorgung, aber keine Überschussproduktion zulassen.


In diesem agrargeografischen Modell geht man von der Bevölkerung als entscheidendem Regler der Agrarproduktion aus. Doch verlagerte sich der Einfluss der Bevölkerung zunehmend von ihrer agrarischen Produktivität auf ihre Kaufkraft und ihren Konsum agrarischer Güter.

Mit zunehmender Industrialisierung kamen als zusätzliche Einflussfaktoren die Finanzinteressen großer Unternehmen hinzu, die nichts mit der Agrarproduktivität zu tun haben oder diese (und die Bevölkerung) sogar massiv schädigen ...

Insgesamt hatte dieses Modell in Westeuropa nur bis etwa Anfang der 70er Jahre Gültigkeit, bevor die Erschließung jedes Fleckchens Erde durch den Kraftverkehr zur allgemeinen lokalpolitischen Norm wurde.
Damit verknüpft war die Technifizierung aller Lebensbereiche, so dass selbst eine intensive Agrarwirtschaft die vergleichsweise extensivere Nutzung geworden ist.


Bei pragmatischer Definition sind auch herkömmliche Anbausysteme nicht übermäßig intensiv.

Bernd Andreae unterscheidet vier Typen des Pflanzenbaus:

Dabei signalisiert Flächenwechsel natürlich die extensivste Bewirtschaftung.
Auch Monoproduktbetriebe sind nur mit extensiven Kulturen und Dauerkulturen möglich.
[Andreae 1985]


Eine großflächig sich durchsetzende hochtechnisierte Intensivlandwirtschaft verlangt nach einer zielgerichteten Extensivierung wenigstens auf Teilflächen als ausgleichenden Umweltschutz (Kompensation).

Als Extensivierungsmaßnahmen genannt werden [Knauer 1992]:

Eine planmäßige Extensivierung muss mit der Definition ökologischer Ziele verbunden sein; eine Sukzession zum vorherigen Zustand oder zur Wildnis stellt sich nicht von alleine ein.

Daher sollte eine Vorstellung dafür entwickelt werden, zu welchem Zustand die Sukzession vorher landwirtschaftlich genutzter Flächen führen wird. Dies wäre der Aufgabenbereich des Landschaftsbaus.


Die Erfahrungen zeigen, dass die Auflassung früherer Anbauflächen durch Flächenwechsel nicht immer zu einer Waldsukzession führt. Im frühgeschichtlichen Norddeutschland wurden diese Flächen zur Heide, weil sie weiterhin durch Viehtrieb und Plaggenwirtschaft genutzt wurden.

In vielen südlichen Kulturlandschaften wurde der Viehauftrieb offenbar gezielt zur Unterdrückung des Waldes eingesetzt.

Insofern ist selbst die Weidewirtschaft eine ziemlich intensive Nutzungsweise, die kaum etwas mit natürlichen Ökosystemen zu tun hat.




Quellenangaben


Bernd Andreae: Allgemeine Agrargeographie (Taschenbuchausgabe). Berlin, 1985.

Martin Born: Die Entwicklung der deutschen Agrarlandschaft. Darmstadt, 1989.

Wolfgang Haber: Intensivwirtschaft (in: G. Haug/ G. Schuhmann/ G. Fischbeck [Hrsg.]: Pflanzenproduktion im Wandel. Weinheim, 1992.)

Norbert Knauer: Extensive Bodenbewirtschaftung (in: G. Haug/ G. Schuhmann/ G. Fischbeck [Hrsg.]: Pflanzenproduktion im Wandel. Weinheim, 1992.)

Konrad Martin/ Joachim Sauerborn: Agrarökologie. Stuttgart, 2006.