Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
Regionale Gegebenheiten können sich betriebswirtschaftlich auswirken. - Eine hohe Verdichtung der Bevölkerung führt gegebenenfalls zur Notwendigkeit bodensparender Investitionsgüter - im Gegensatz zu dünnbesiedelten Ländern, die arbeitssparende Investitionsgüter verlangen. Hier geht es also um Intensivierung versus Mechanisierung.
Im kaiserzeitlichen Deutschland als dicht bevölkertem Agrarstaat kam es aus dem Zwang zur Intensivierung heraus zur Entwicklung der Agrarchemie, in den dünn besiedelten Landschaften der USA lag die Priorität auf der Entwicklung der Vollmechanisierung. Dort wurden lange auch vergleichsweise sehr hohe Löhne an die landwirtschaftlichen Facharbeiter gezahlt. [Andreae 1985]
Als Resultat der modernen technologischen Infrastruktur ist eine Ausweitung der flächenunabhängigen landwirtschaftlichen Produktion unter Zukauf der notwendigen Naturgüter festzustellen [Heißenhuber 1994].
Das klassische Beispiel ist die Schweine- und Geflügelmast unter Zukauf der notwendigen Futtermittel.
Hierunter fällt aber auch die Gewächshauskultur:
- in den Niederlanden durch Zukauf der technischen Substitutionsmittel günstiger Anbaubedingungen,
- in Südeuropa durch Zukauf von Transportketten zu den Absatzmärkten im Norden.
Die Sachzwänge der heutigen Landwirtschaft äußern sich häufig in der völligen Trennung der pflanzlichen von der tierischen Produktion:
- extensive Viehhaltung ohne Bindung an den Feldbau,
- Milchwirtschaft und Tierzucht (z.B. Geflügel) als vorgebliche ökonomische Grundlage kleinerer Familienbetriebe, aber oft unter eher inhumanen Arbeits- bzw. Produktionsbedingungen,
- und Pflanzenkulturen, die als Fundament industrieller Arbeitsteilung großmaßstäblich in Monokulturen (Getreide- und Futterbau, Obstkulturen) betrieben werden.
Diese Aufteilung in spezialisierte Teilindustrien geschah nicht erst in Nord- und Südamerika in den von Angelsachsen und Spaniern kolonialisierten Regionen [Andreae 1985], sondern bereits in den Ursprungsgebieten der Agrarwirtschaft in der Alten Welt als destruktive Zwangswirtschaft [-> hier online!] , die die Aufrechterhaltung notwendiger biologisch-organischer Prozesse erschwerte.
Es gibt eine ökologische Überbewertung der tierischen Komponente des landwirtschaftlichen Betriebes aus agrarhistorischen Gründen und Traditionalismus - wegen der überaus wichtigen Funktion des Wirtschaftsdüngers bei der Steigerung der Flächenerträge.
Der scheinbar neuartige Gegenentwurf des veganen Anbaus findet seine Rechtfertigung in der Produktivität natürlicher Ökosysteme, braucht aber nicht anders interpretiert zu werden als eine Form des Gartenbaus. Hier kommt der Anwendung von Kompostierungstechniken große Bedeutung zu.
Gute Bedingungen für Absatz und Vermarktung erhöhen den wirtschaftlich möglichen Aufwand - beispielsweise für den Schutz vor Pflanzenschädlingen [Heitefuss 2000].
Bei einer flächendeckenden guten Infrastruktur kann auch der Schutz der ökologischen Standortbedingungen wieder an Gewicht gewinnen. Hieraus ergibt sich das Paradox, dass naturnahe Räume heruntergewirtschaftet werden, in dicht besiedelten Gebieten aber Umweltschutz eher bezahlbar ist, obwohl er hier global gesehen kaum ausreichende Wirkungen erzielt.
In globaler Betrachtung ist die Instandhaltung von Agrarökosystemen als Produktionsmittel eine Notwendigkeit.
Voraussetzungen des Pflanzenbaus sind:
- Schutz der Vegetation als Stabilitätsfaktor für Ökosystem und Klima
- Schutz des Bodens
- Schutz der Anbauflächen und -regionen
- Schutz der Nutzpflanzen-Arten und ihrer genetischen Potentiale
- Schutz der Nutzpflanzen-Produktivität vor mehr oder weniger schädlichen Organismen
Aber auch die Unterhaltung und der Schutz weiterer Biome ist notwendig, da sie als solche nützlich sind.
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