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Esskastanie_aktuell

Ausgabe 30.05.2015



Bisher erschienene Artikel und Ausgaben




Buch "Die Esskastanien" nicht mehr im Druck

Abhandlung zur Esskastanie in "Oekonomische Encyklopaedie von J. G. Kruenitz"

  -- Mythus Pfropfung
  -- Anzucht
  -- Verarbeitung zu Mehl und Teig

Corrigendum zum Fruchttyp der Maronen

Dossier "Archaeobotanik (Pollenchronologie)"

Externe Recherche zur Klimazonalität







Buch "Die Esskastanien" nicht mehr im Druck

Wegen der Verleumdung des Buches bei amazon, die den Verkauf zum Erliegen brachte, habe ich "Die Esskastanien" aus dem Druck genommen.

Ich habe noch eine kleine Restauflage im Hause, daher kann die Monografie weiterhin bei mir per e-mail bestellt werden (reduzierter Preis von 15,- € frei Haus).


Baumkulturen wie die mit der Edelkastanie könnten einen großen Beitrag zur Klimaverbesserung und Ernährungssicherung leisten. Wirklich traurig, dass sich Leute furchtbar aufblasen und unter dem Vorwand gegen ein Buch polemisieren, die Literaturangaben seien nicht alphabetisch angeordnet. Kritik sollte nicht allein aus bösem Willen erfolgen.

Ohnehin hatte ich vor, eine Überarbeitung vorzunehmen.

Die erste Auflage stand unter dem Unstern der Rechtschreibreform; täglich wurde ich mit neuen sublimen orthografischen Modellen konfrontiert, die mein Weltbild gehörig durcheinanderschüttelten.

Aus diesem Grund hatte ich schon seit langem vor, den Text noch einmal zu revidieren.

Auch einige sachliche Unstimmigkeiten sind aufgetreten (vgl. Corrigenda).

Außerdem sind mir mit einiger Verspätung zwei wichtige Forschungsarbeiten über die Verbreitungsgeschichte der Edelkastanie aufgefallen, die 2004 etwa gleichzeitig mit meinem Buch erschienen sind, und die in einer Monografie zur Gattung der Esskastanien unbedingt berücksichtigt werden müssen.
Zu diesem Zweck erscheint hier ein neues Dossier "Archaeobotanik (Pollenchronologie)" .

Da mir die ökologischen Ansprüche dieser Nutzpflanze ein besonderes Anliegen sind, ist in diesem Zusammenhang auch die  Klimazonalität  ihres Verbreitungsgebietes von Relevanz. Hierzu habe ich in einer externen Webseite  weitergehende Recherchen  angestellt.




Abhandlung über Esskastanien in der "Oekonomischen Encyklopaedie von J. G. Kruenitz"

In dem schon an anderer Stelle vorgestellten vielbändigen Lexikon der Technologie von J.G. Kruenitz aus den Jahren 1773 bis 1858 ( -> hier online ) gibt es einen umfangreichen und recht kompetenten Artikel zu Anbau und Verwendung von Esskastanien (unter dem Stichwort 'Kastanie').


Mythus Pfropfung

Allerdings sitzt Kruenitz hier immer noch demselben alten Märchen auf, das seit der Antike in vielen Schriften wiedergegeben wurde - dass man nämlich Bäume auf beliebige andere Arten aufpfropfen könne.
In diesem Falle soll man also die Esskastanie "so niedrig, als möglich" auf "junge, im Walde wild gewachsene, Daumenstarke Eichen" pfropfen.
Schon Vergil hatte behauptet, die Esskastanie würde auf Buchen gepfropft.


Klima und Anzucht

Ausführlich wird ein Herr Pietsch mit seiner "Abhandlung von Anziehung und Pflanzung der Castanienbäume, hauptsächlich der guten, eßbaren, und dem Gebrauch ihrer Früchte, Halle, 1776" zitiert, der durch seine praktischen Anbauversuche zu ähnlichen Ergebnissen gelangte wie ich im 20. Jh. durch mühselige Literaturrecherchen.

Von besonderem Interesse ist dabei, dass diese Anbauversuche in einer Zeit stattfanden, als das Klima eine Kälteperiode durchmachte (Kleine Eiszeit).
Die überaus große Frosthärte des Kastanienbaums in Deutschland wird gelobt; allerdings wird die Einschränkung gemacht, diese Frosthärte gälte besonders für die Gebirge, während im Tieflande "sein Saft im Frühlinge zu bald in Bewegung kommt und flüssig wird, da er denn durch die im April und May kommenden späten Nachtfröste verdirbt, ob er gleich die strengste Winterkälte ertragen kann".


Dank seiner Anbauvarianten kommt Herr Pietsch zum Ergebnis, dass die Herbstaussaat den Keimerfolg verbessert und verfrüht, dass das Wachstum der Keimlinge durch mäßige Bewässerung stark gefördert wird, und dass die Saat keinen frischen Mist verträgt, mit altem kompostiertem Mist aber gut gedeiht, doch besonders wüchsig ist, wenn das Substrat zusätzlich mit Sand vermischt wird.

Lehmige Anzuchtflächen müssen mit Sand vermischt werden, während die Esskastanie auf tonigem Substrat überhaupt nicht gedeihe.


Von anderer Seite wird berichtet, dass das Verpflanzen der einjährigen Sämlinge zwecks Auslichten der Reihen zu gehemmtem und strauchartig-mehrstämmigem Wuchs geführt habe.


Verarbeitung zu Mehl und Teig

Es wird dann eine ungewöhnliche Methode der Gewinnung von Mehl aus den Kastanien beschrieben. Diese wurden zu diesem Zweck zuerst kleingeschnitten, dann im Back- oder Darrofen gründlich getrocknet, zuletzt zu Mehl zerstoßen oder gemahlen.

Das Brot solle aus 3 Teilen Kastanienmehl, 1 Teil gewöhnlichem Mehl und reichlich Sauerteig zubereitet werden.
Ein Kuchen könne aus je 2 Teilen Kastanien- und gewöhnlichem Mehl, reichlich Eiern und Butter zubereitet werden.
Pfannkuchen aus einer Mischung mit geriebenen Äpfeln statt Getreidemehl und Eiern.

Für Breigerichte solle man besser Milch statt Wasser zum Kastanienmehl geben.


Corrigendum zum Fruchttyp der Maronen

Ein aufmerksamer Leser hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass eine öfters geäußerte Annahme, die Kulturformen der Maronen erhielten ihre besondere Größe dadurch, dass sie einzeln in den Fruchtschalen säßen, falsch sei.

Aus eigener Beobachtung berichtet er, dass sich zwar runde und halbkugelige Maronen entwickelten, die Fruchtschale dann aber immer auch noch die unterentwickelten Früchte enthalte.

Die Kulturformen der Maronen bilden also keine solitären Früchte wie die Arten Castanea pumila und henryi.









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