Der Rhein durchfließt von Bingen bis Oberwinter seit jeher
einen engen Taleinschnitt, was offenbar dazu führte, dass die Anlandung
von Sedimenten vom Fluss zwangsläufig fortgeschafft werden mussten und
es zu keiner Mäandrierung kommen konnte.
Infolge der steilen Talhänge fehlte am Mittelrhein auch der
Raum zur großflächigen Umgestaltung der Talauen und für große
Siedlungen wie man
sie am Niederrhein findet.
Wegen der außergewöhnlichen Überschwemmungen von 1993/94 und
1995 in
Köln ist zwar die Hochwasser-Situation am Unterlauf des Rheins in das
öffentliche Interesse gerückt, ohne aber die besonderen Risiken am
Mittelrhein besonders zu beachten.
Möglicherweise hat hier der Mangel an urbanen und gewerblichen
Expansionsflächen allerdings auch dazu geführt, dass Überschwemmungen
nur geringere Sachschäden verursacht haben als am Niederrhein;
allerdings gibt es hier mit Koblenz auch eine Großstadt, die am
Schnittpunkt der Hochwasserwellen von Rhein und Mosel liegt!
Überschwemmte Uferpromenade
Auch die Anlieger des Mittelrheins bilden ein gewichtiges
gesellschaftliches Element und verdienen daher eine gründlichere
überregionale Hochwasser-Planung und -Vorsorge als sie zur Zeit
wahrnehmbar ist. - Sich verstärkende Hochwasser-Spitzen infolge des
Klimawandels und des Gewässerausbaus könnten dazu führen, dass
historische Ortskerne, aber auch neu erstellte Bausubstanz am
Mittelrhein nun noch stärker und sogar regelmäßig von Hochwässern in
Mitleidenschaft gezogen werden.
Hochwasser vor meiner Haustür -
ungefährer Höchststand am 10. Januar 2011
Zum Schutz der Ufer und Anwohner wird die Schiffahrt bei
Hochwasser nach Rheinschifffahrtspolizeiverordnung eingeschränkt: ab
einer Hochwassermarke I darf nur noch im mittleren Flussbereich mit
gedrosselter Geschwindigkeit gefahren werden, ab Hochwassermarke II
wird die Schifffahrt verboten.
Im Talraum des Mittelrheins mangelt es nicht nur an
Ausweichflächen für Anwohner, sondern auch an Platz für
Rückhalteflächen oder eine großvolumige Wasserspeicherung; Ausnahmen
bilden z.B. die abgebildeten Wiesen bei Weißenthurm oder die
Gemüse-Felder auf der Rheininsel Niederwerth.
Eine der wenigen unbebauten
Flächen in weitem Umkreis
Schon anlässlich der Begradigung ("Rektifikation") des
Oberrheins seit Anfang des 19. Jh.s durch Johann Gottfried Tulla wurde
in einem Gutachten der Oberbaudeputation in Berlin darauf hingewiesen,
dass dies Auswirkungen auf den preußischen Rhein haben werde [Jörg Lang 1997].
Wenn die Mäander und Nebenarme des Oberrheins Schneeschmelzen
und starke Niederschläge seines Einzugsgebietes vorher problemlos
"verdauten", so wurden diese nun als Flutwelle bis zum Mittel- und
Niederrhein weitergeleitet, wobei die Hochwasserspitzen des Rheins und
seiner Nebenflüsse sich sogar gegenseitig verstärkten.
Da das Mittelrhein-Tal große Wassermassen am allerwenigsten
verkraften kann, konnte damals als Gegenmaßnahme nur vorgeschlagen
werden, das Flussbett durch Felssprengungen zu vertiefen, und die Ufer
zu erhöhen und zu befestigen.
Bei Brohl und Hammerstein wird
das Rheintal wieder eng - diese Aufnahme entstand während des
Niedrigwassers im Frühjahr 2011!
|