Fischarten


Kieslaicher

Krautlaicher

Wanderfische

Raubfische

Besatzmaßnahmen



Das Flusssystem des Rheins hatte einen Bestand von 43 Fischarten, davon 10 Wanderfische. Heute besitzen sie bis auf einige Allerweltsarten, die man an den Fingern einer Hand abzählen kann, Seltenheitswert.

Zum aktueller Zustand kann man zusammenfassend sagen, dass sich vom nördlichen Oberrhein ab Straßburg an die gesamte Fischfauna zu einem Brachsen-Gewässer gewandelt hat. Die krautlaichenden Arten Brachse (Abramis brama), Plötze (Rutilus rutilus) und Ukelei (Alburnus alburnus) sollen in diesem riesigen Flussgebiet stets mehr als 85 % des Bestandes ausmachen.

Die Barbe (Barbus barbus), der Leitfisch der ursprünglichen Barben-Region des Mittelrheins ist dort seit den 50er Jahren weitgehend verschwunden. Hierzu tragen auch die Verhältnisse in den Nebenflüssen bei: Wehre verbauen nicht nur Wanderfischen den Weg, sondern auch Standfischen auf der Suche nach Nahrung und Lebensraum.

Der Gewässerausbau wirkte sich derartig negativ auf die Laichgebiete der Fischfauna aus, dass seit Jahrzehnten keine nennenswerten Fischerträge mehr zu erzielen sind. Der Gewässerausbau und andere Faktoren hatten aber unterschiedliche Auswirkungen auf Kieslaicher und Krautlaicher:


Kieslaicher

Durch die Eintiefung des Flusses und den Uferausbau gingen fast alle Laichplätze verloren; die Beseitigung der Anlandungen, Kies- und Sandbänke und vor allem der ursprünglich vielen hundert Rheininseln macht die Vermehrung kieslaichender Arten unmöglich. Nur noch sehr selten sieht man eine Stelle, wo der Fluss an Buhnen Sedimente anlandet.

Bei den Kieslaichern handelt es sich häufig um Wanderfische, die vom Meer bis zu ihren Laichplätzen mit Kiesbänken am Oberlauf der Flüsse und Bäche aufsteigen.

Die Nase hatte ein Verbreitungsgebiet von der Äschenregion im Oberlauf bis zur Barbenregion im Mittelrhein-Gebiet. Sie kam im Hochrhein als Standfisch früher "in heute unvorstellbaren Mengen vor".

Selbst im Hochrhein, ursprünglich Lebensregion der Kieslaicher Äsche (Thymallus thymallus), Forelle und Lachs, erlangten durch den Bau mehrerer Staustufen zur Gewinnung von Wasserkraft Stillwasser-Arten wie die Plötze die Vorherrschaft; die Kieslaicher wurden hier bestenfalls auf unzusammenhängende Stellen mit Geschiebe an den Staumauern zusammengedrängt.

Die kieslaichenden Arten Äsche, Barbe, Döbel und Nase sind aber im südlichen Oberrhein auch heute noch relativ häufig; das liegt an dem stärkeren Gefälle und der Anlandung von Sediment und Gestein des Oberlaufes, vor allem aber wohl an der Zuwanderung aus tributären Gebirgsflüssen.


Krautlaicher

Durch den Uferausbau und die Trennung des Hauptstromes von Nebengewässern gingen auch den Krautlaichern viele Laichplätze verloren, aber auch ganz allgemein die Lebens- und Aufwuchsbiotope. Beispielsweise ist auch die schlanke Wildform des Karpfens vom Aussterben bedroht, weil Flachwasserbereiche mit Pflanzenbewuchs als Laichplätze fehlen und für die Jugendentwicklung zu alkalische Wasserqualitäten vorliegen.

Dennoch können sich die Krautlaicher teilweise besser behaupten als die Kieslaicher, denn immerhin bestreiten die krautlaichenden Arten Brachse, Plötze und Ukelei fast im gesamten Flussgebiet den Löwenanteil der Fischfauna.



Wanderfische


Aal
Maifisch
Lachs


Von den zehn Wanderfisch-Arten des Rheins, die große Bedeutung für die Fischerei hatten, ist die Hälfte ganz verschwunden, von der anderen Hälfte gibt es lediglich noch Einzelfunde.

Durch den Bau der Staustufen im Hoch- und Oberrhein wurden Fischwanderungen stark eingeschränkt, selbst wenn entsprechende Vorrichtungen eingerichtet worden waren. Da jedoch die Wanderfische bis auf den Aal (Anguilla anguilla) seit vielen Jahrzehnten schon im Mittelrhein ausbleiben, dürfte die Ursache des Zusammenbruchs ihrer Populationen ebenso in der Gewässerverschmutzung zu suchen sein. Vor allem muss die starke Überfischung gleichzeitig zu den Belastungen in der Anfangszeit der Industrialisierung dem Artenbestand schwer geschadet haben.


Aal

Nach dem Verlust der übrigen Wanderfische wird nur noch der im Meer laichende Aal (Anguilla anguilla) befischt, der ehemals als Speisefisch wenig gefragt war. Heute ist er der wichtigste Raubfisch des Stroms und ein gefürchteter Laichräuber. Er ist kein obligatorischer Raubfisch, sondern außerdem auch noch Nahrungskonkurrent für die übrigen Fische. Der Aal ist sogar ein wesentlicher Bestandteil der im Rheinseitenkanal (Grand Canal d'Alsace) überlebensfähigen Fische.


Maifisch

Der Maifisch (Alosa alosa) ist ein Heringsfisch und war früher einer der wichtigsten Fänge der Rheinfischer; heute gibt es von ihm nur noch seltene Einzelfunde. Ähnlich wie der Lachs wanderte der Maifisch rheinaufwärts zum Ablaichen, doch konnte er die Stromschnellen von Laufenburg am Hochrhein nicht überwinden; Laichgebiete besaß er bei Basel, besonders in der Birs.

Durch die Überfischung in Holland brachen die Maifisch-Populationen schon um 1910 zusammen.


Lachs

Der Lachs (Salmo salar) ist früher ein charakteristischer Rheinfisch gewesen und blieb in kleinen Beständen bis in die 50-er und 60-er Jahre erhalten. Als sogenannter anadromer Wanderfisch kehrt er aus dem Meer zum Laichen ins Süßwasser zurück. Er hatte im Rhein eine ganzjährige Präsenz und Wanderungszeit, allerdings besaßen die Fische sehr unterschiedliches Gewicht - am schwersten waren die Winterlachse. Die Laichzeit war auf Oktober bis Januar beschränkt; dabei werden vom Fisch Laichgruben in ein Kiesbett gegraben und nach dem Ablaichen wieder zugedeckt. Auch die Junglachse hielten sich noch längere Zeit, manchmal Jahre im Süßwasser auf.

Wichtige Laichgebiete besaß der Lachs z.B. in den Flusseinmündungen des Hochrheins. Aber nicht nur der Oberlauf des Rheins, auch die Nebenflüsse dienten ihm als Laichgewässer: also auch Ruhr, Wupper, Sieg, Ahr, Lahn, Nette usw.. Die Mosel wurde vom Lachs bis in ihr Quellgebiet in Lothringen, und der Main bis ins Fränkische durchwandert.


Raubfische

Das Gewicht der Raubfische kehrt sich vom Flussbarsch (Perca fluviatilis) im Oberlauf etwa von der Mosel-Mündung an zum Hecht (Esox lucius) im Unterlauf um. Sie erreichen heute aber nur dort einen nennenswerten Anteil am Fischbestand, wo sie durch Verbindung des Flusses mit Altarmen und Nebengewässern günstige Vermehrungs- und Jagdbedingungen vorfinden.

Durch den zu hoher Besatz mit Raubfischen als Sportfischer-Trophäe werden die wenigen Kinderstuben der übrigen Rheinfische zusätzlich bedroht.

Raubfische akkumulieren nicht nur CKW, sondern auch Schwermetalle.

Der Barsch soll seine Ernährung auch auf das Phytoplankton umstellen können. Nach der Eutrophierung des Bodensees wurde er anstelle des Felchen (= Große Maräne Coregonus lavaretus maraena) die dominante Art, indem er seine Ernährung umstellte.





Besatzmaßnahmen

Wegen der Staustufen, durch Eutrophierung und Verlust der Lebensräume gingen der Fischerei die meisten Fischarten und insbesondere die Wanderfische verloren.

An dem durch zahlreiche Wasserkraftwerke frequentierten Hochrhein werden die wandernden und kieslaichenden Äschen und Forellen (Salmoniden) oft künstlich ausgesetzt. Auch die Aalfischer helfen ihren Fängen noch mit Besatzmaßnahmen aus.

Von den neuerdings durch Besatzmaßnahmen eingebrachten 25 fremden Arten ist der Zander (Lucioperca lucioperca), eine Barschart wirtschaftlich am wichtigsten; er kann sich im Rhein auch selbst vermehren.


Lebensformen




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