Seebeben mit anschließendem Tsunami in Südasien, Weihnachten 2004


Tektonische Ursachen

Der Tsunami

Auswirkungen auf einzelne Regionen

Zusammenfassende Einschätzung der Katastrophe

Auswirkungen auf die Siedlungsgebiete

Notwendige Maßnahmen

Auswirkungen auf Lebensräume



Tektonische Ursachen

Die Explosion des Krakatau wurde häufig als Exempel angeführt für das Ausgeliefertsein der Menschheit an die Urelemente und hat nun plötzlich einen ebenso folgenschweren geologischen Vorgang nach sich gezogen.

Einige Regionen, insbesondere ganz Indonesien und die Philippinen sind Erdbeben und Vulkanausbrüchen häufiger ausgesetzt als andere, was zu dem modernen naturwissenschaftlichen Erklärungsmodell der Plattentektonik Anlass gegeben hat.

Dieses Modell erklärt die Mechanik der die Erdoberfläche gestaltenden Vorgänge, konnte aber bislang nicht derartig verfeinert werden, dass Einzelereignisse vorausgesagt werden könnten. Empirisch weiß man aber sehr genau, in welchen Regionen Erdbeben und Vulkanausbrüche zu erwarten sind.

Sie dienen jedoch gleichzeitig einer dichten Bevölkerung als Siedlungsraum, die nicht ohne weiteres auf sichere Gebiete ausweichen kann. So haben allein die Erdbeben des Zwanzigsten Jahrhunderts im dicht besiedelten Nordchina das mehrfache dieser außerordentlichen und weltumspannenden Katastrophe an Todesopfern gefordert, - obwohl China gar nicht in einer Zone großen tektonischen Risikos liegt - !


Das Seebeben mit einer Stärke von etwa 9 mit dem Epizentrum unmittelbar vor der Küste Sumatras etwa zwischen der Insel Simeulue und der Küstenstadt Meulaboh war in ganz Südasien zu spüren. So schwankten noch im 2000 km entfernten Bangkok die Gebäude, während in den von dem darauffolgenden Tsunami betroffenen Landesteilen Thailands nichts von dem Seebeben zu spüren war.

Auf dem sonst eher selten von Erdbeben betroffenen Indischen Subkontinent waren deutliche Erdbewegungen zu spüren, das Hochland von Kandy erlebte ebenfalls ein historisch einmaliges Beben, und in einem Fernsehbericht von den Malediven war eine meterbreite Erdspalte zu sehen.

Dementsprechend können die immensen Zerstörungen in den indonesischen Städten Banda Aceh und Meulaboh möglicherweise dadurch erklärt werden, dass sie zuerst von dem Beben und dann von dem Tsunami heimgesucht wurden.


Das Beben scheint ein Lehrbuchbeispiel für die potentiellen Auswirkungen der Plattentektonik zu sein. Die Bewegung der Indisch-australischen Platte nach Nordosten gegen die Eurasische Platte und beim Abtauchen unter dieselbe sammelte ungeheure Kräfte an und hat sie nun in Erdstößen freigesetzt. Nach dem ersten Stoß folgten und werden in nächster Zeit entlang der Plattengrenze zahlreiche schwächere Nachbeben folgen.

Die eurasische Platte wird durch die Subduktion der indisch-australischen Platte verbogen und geteilt; die abtauchende Platte lässt vor Indonesien einen Tiefseegraben entstehen.

Allein das Hauptbeben hat die Lage der Platten (mitsamt der Inseln oder ihrer Küstenlinien) auf eine Länge von weit über tausend Kilometern um annähernd zwanzig Meter verschoben und den Meeresboden angehoben und aufgerissen. Diese Bewegungen des Meeresbodens haben unmittelbar die Tsunamis an den zahlreichen Küsten hervorgerufen. Nachbeben erreichen dagegen nicht die nötige Stärke von mindestens 7 auf der Richterskala, um Schäden durch Tsunamis zur Folge zu haben.

Die aktuelle Plattenbewegung soll allerdings die seismische Aktivität des Sunda-Inselbogens, der von der Banda-See vor Neuguinea bis zu den Andamanen reicht, weiter erhöhen, ebenso wie sie sich durch Erdbeben auf den Pagai-Inseln und auf Simeulue in den Jahren 2000 und 2002 angekündigt hatte [The Jakarta Post, 31.12.2004]. Auch die zahlreichen Vulkane Sumatras könnten durch die abtauchende ozeanische Platte aktiviert werden!

Ende Januar kam es zu einer beunruhigenden Häufung von Nachbeben unmittelbar nördlich des auslösenden Epizentrums im Raum der Nikobaren.


Der Tsunami

Eine gewaltige Bewegung der Wassersäule überträgt sich physikalisch auf Wellenbewegungen, die sich mit großer Geschwindigkeit ausbreiten, doch erst bei der Einengung des ihnen zur Verfügung stehenden Raumes im Küstenbereich zu hohen Wogen aufbauen.

Kennzeichen eines Tsunamis sind die Wellenlängen von vielen Kilometern, die auf die große Entfernung des auslösenden Moments am Meeresboden zurückzuführen sind. Wasser ist ein ideales Medium für die Ausbreitung von Wellen, die sich bei großen Meerestiefen mit hunderten von Stundenkilometern ausbreiten, ohne dass es zur Bildung sichtbarer Wogen käme.

Durch die geringere Meerestiefe in Küstennähe wird die Bewegung der unteren Wassersäule gebremst, während sich das Oberflächenwasser über diesen Wasserkörper ausbreitet und auftürmt; offenbar verursacht diese Energie auch einen Sogeffekt, der tiefe Wellentäler erzeugt. Physikalische Wellen breiten sich von jedem Punkt in aller Richtungen gleichzeitig aus; daher können Tsunami-Wellen von festländischem und unterseeischem Relief abgelenkt werden.

Die besondere Gefahr der Tsunamis besteht darin, dass sie in mehreren Wogen in einem räumlich und zeitlich sehr weitem Abstand aufeinander folgen können, und dass Wellentäler entstehen, die das Meer ungewöhnlich weit zurückweichen lassen, dadurch also Sicherheit vortäuschen. Auch vor Eintreffen der eigentlichen Tsunami-Wellen soll sich dieses Zurückweichen des Meeres bemerkbar machen.

Der Tsunami selbst, der in den aktuellen Video-Dokumenten gar nicht durch spektakuläre Höhe auffiel, reisst bei seinem Zurückfluten durch die Gewalt der bewegten Wassermassen nicht nur Ertrinkende und schwere Gegenstände mit sich, sondern auch ganze Landstücke, den Mutterboden und Sandstrände, die touristische Grundlage der Küstenökonomie. Er trieb aber auch große Schiffe und gewaltige Korallenblöcke an Land.


Das Seebeben ereignete sich am frühen Morgen des 26.12.2004 gegen acht Uhr Ortszeit. Aus Satelliten-Aufnahmen generierte Karten der NASA zeigen, dass gerade die Nikobaren und Andamanen, die sich unmittelbar nördlich an Sumatra anschließen, die größten Wellenhöhen erleben mussten; zu begründen ist das damit, dass die Plattenbewegung sich überwiegend in dem Teil des Sunda-Bogens nördlich von Sumatra abspielte. Hier sollen infolge einer Kippbewegung der Eurasischen Platte sogar 15 Inseln ganz versunken sein.

Die Indonesischen Küsten in West-Sumatra wurden innerhalb von Minuten überschwemmt, wobei der Tsunami 15 und 30 Meter Höhe erreicht haben soll. Die in unmittelbarer Nähe des Epizentrums liegende Insel Simeulue scheint aber von nur recht niedrigen Wogen erfasst worden zu sein.

Der Tsunami erreichte dann die Malayische Halbinsel mit ihren Touristen-Zentren in etwa einer Stunde, also zu einem Zeitpunkt, als die Strände noch nicht allzu belebt waren. Ein amerikanischer Tourist, Ernest Rodriguez, berichtete im Internet, das Tsunami-Ereignis sei hier innerhalb von immerhin 1,5 Stunden mit 6 bis 7 Wogen abgelaufen. Anhand der Zerstörungen in Khao Lak hat man berechnet, dass die Wellen mindestens 10 Meter Höhe erreicht haben müssen.

Die Ostseite des Indischen Subkontinents wurde nach 2 - 3 Stunden getroffen, zu einem Zeitpunkt, als sich in den Dörfern oft nur noch die Frauen und Kinder aufhielten. Auch hier hatten die Wogen noch Höhen von 6 - 9 Metern.

Nach etwa acht Stunden gelangte der Tsunami bis zu dem 5000 km entfernten Somalia; hier stellte man vier Wogen fest.

So unvorstellbar es klingen mag, mit einem Tag Verspätung machten sich auch noch an der Westküste Amerikas Flutwellen bemerkbar, wobei der Tsunami zwar nicht die asiatische Inselwelt durchqueren konnte, aber südlich an Australien vorbeigeführt wurde.


Weiter !