Nach DDT nun Glyphosat


Die Marktlücke des besonders im großflächig-extensiven Anbau präferierten Herbizideinsatzes wurde über mehrere Jahrzehnte durch ein Monsanto-Herbizid mit dem Wirkstoff Glyphosat bedient.
Glyphosat wird seit 1971 in der Agrarwirtschaft eingesetzt [Hallmann et al. 2007].

Glyphosat stört die Aminosäure-Synthese pflanzlicher Organismen, wirkt nicht-selektiv und wird ausschließlich durch die Blätter aufgenommen.
Glyphosat zeichnet sich durch seine gute systemische Verteilung in der Pflanze aus und tötet daher auch die Wurzeln ab.

Da es nur über das Laub aufgenommen werden kann, durch Bodenkontakt aber wirkungslos wird, kann es erst nach dem Auflaufen des Unkrautes wirkungsvoll ausgebracht werden!

[Hallmann et al. 2007]


Seit dem Jahr 2000 konnte dieser in dem Monsanto-Herbizid 'Round-up' enthaltene Wirkstoff auch von anderen Herstellern massenhaft verbreitet werden, weil der Patentschutz nach einer Regellaufzeit erlischt [Robin 2017].

Man kann annehmen, dass die patentierte Entwicklung von Kulturpflanzen-Resistenzen gegen Round-up durch Gentechnik eine dem Lizenzrecht geschuldete Vermarktungsstrategie der Firma Monsanto war.
80 % aller angebauten 'genetisch veränderten Organismen (GVO)' wurden wegen ihrer Herbizidresistenz kultiviert [Hallmann et al. 2007].


Im Oktober 2016 fand in Den Haag ein "Intern. Monsanto-Tribunal" statt, dessen Hintergründe in einem Dokumentarfilm bei 'arte' dokumentiert wurden [Robin 2017] - der durch Monsanto verursachte Ökozid soll als relevanter Straftatbestand behandelt werden.

Auf die die Genressourcen der Kulturpflanzen schädigende kommerzielle Gentechnik will ich nicht näher eingehen, sondern nur auf die toxischen Wirkungen des herbiziden Wirkstoffs Glyphosat, welches durch die "Intern. Agentur für Krebsforschung" kritischer eingestuft wird als durch die Gesundheitsbehörden der EU und der USA, die offenbar einer bestimmten politischen Ökonomie verpflichtet sind.
In dem Film von Marie-Monique Robin werden insbesondere schwerwiegende Vorwürfe gegen das deutsche 'Bundesamt für Risikoabschätzung' erhoben [Robin 2017].


Der seit Generationen von Monsanto in den Handel gebrachte herbizide Wirkstoff Glyphosat ist hormonaktiv, antibiotisch, chelatbildend. Als Chelatbildner kann er toxische Metalle wie Cadmium anreichern, aber auch Calcium, Magnesium und lebenswichtige Spurenelemente festlegen, wodurch bei den Kulturpflanzen bereits Mangelkrankheiten hervorgerufen wurden.


Seit 1996 wurde das Monsanto-Technologiepaket aus Herbizid und genveränderten herbizidresistenten Kulturpflanzen in Argentinien großflächig eingesetzt; seitdem häuften sich in ländlichen Gebieten schwerwiegende gesundheitliche Schäden nicht nur bei Neugeburten ... [Robin 2017]

Ein US-Anwalt vertritt 1000 an bösartigen Krebsformen ('Hodgkin-Lymphom') erkrankte US-Amerikaner, die dies auf den Gebrauch von Round up zurückführen.

In Sri Lanka sterben Reisbauern, die mit Glyphosat gearbeitet haben, an einer langwierigen Nierenkrankheit; diese wird auf das mit dem Chelatbildner Glyphosat angereicherte Brunnenwasser zurückgeführt. Fast 100000 Menschen waren betroffen, fast 25000 schon an der Krankheit gestorben. Der kleinbäuerliche Glyphosat-Einsatz hatte aber auch das Tierleben des Agrarökosystems ausgelöscht, beispielsweise Fisch als Grundnahrungsmittel. [Robin 2017]

Dieser Fall leitet zu dem besonders schwerwiegenden Problem über, dass das Monsanto-Paket aus Round-up und Round-up-resistenten Kulturpflanzen-Sorten, das eigentlich als Technologie für die Produktionskette von Großbetrieben mit tausenden Hektar Anbaufläche konzipiert wurde, infolge der Marktdominanz Monsantos in unterentwickelten Ländern an kleine Bauern zu ruinösen Preisen und ruinösen externen Kosten abgegeben wurde.


Für Großagrarier mag es ein interessantes Feature sein, dass ein Herbizid in riesigen Mengen auf die sprießenden Feldfrüchte gespritzt werden kann, ohne dass es sie sichtbar schädigt, aber welchen Nutzen soll das für Kleinbauern mit der Rückenspritze haben?

Da es sich im Grunde um ein überflüssiges Hightech-Produkt handelt (das Unkraut könnte auch allein durch Flächenkompostierung und Lebendmulch unterdrückt werden), wäre zum Schutz der ländlichen Bevölkerung als Sofortmaßnahme wenigstens eine Höchstmengen-Regelung angebracht; - also Abgabe nur an Großbetriebe im Falle des Aufkommens von Problemunkräutern durch Minimalbodenbearbeitung und nur bis zu einer bestimmten Menge.


In den USA wurde der Zusammenhang der Wirkungskette zwischen der Chelatbildung durch das Herbizid und Krankheitserscheinungen bei Kulturpflanzen (Maiswelke) entdeckt. Bei Soja kommt es durch die Festlegung lebenswichtiger Mineralien zum Krankheitsbild des "plötzlichen Absterbens". [Robin 2017]
Das wäre bei einem danebengegangenen Herbizideinsatz keine große Überraschung. Folglich betreffen diese Krankheitserscheinungen also speziell das von Monsanto produzierte genmanipulierte, angeblich herbizidresistente Sortenspektrum. Die durch Mangel geschwächten Kulturpflanzen werden dann Opfer bestimmter Bakterien und Pilze.


Mineralstoffmangel entsteht auch in dem nach Monsanto-Manier erzeugten pflanzlichen Tierfutter, besonders Mangan-Mangel.
In Dänemark wurde von einem betroffenen Tierzüchter systematisch dokumentiert, wie das verfütterte Gen-Soja in der Schweinehaltung zu Durchfallkrankheiten und schwer missbildeten Ferkeln führte [Robin 2017]




Kosten und Betriebsaufwand


Die Bearbeitung und Bestellung des Bodens macht im landwirtschaftlichen Pflanzenbau einen Hauptkostenfaktor aus; eine Arbeit mit der Pflanze findet fast nur noch bei der Ernte statt.
Beide Arbeitsgänge werden mit immer kostspieliger werdenden Maschinerien und Technologien durchgeführt.



In dem vorliegenden Praxisbericht [DLG 2008] zur reduzierten Bodenbearbeitung weltweit wird der Aspekt des Herbizid-Einsatzes fast vollständig ausgespart. Die extensive großflächige Bestellung durch Minimalbodenbearbeitung ist zwar bodenschonend, sollte aber nicht zum Stand der Technik erhoben werden, wenn sie mit einem massiven Einsatz von gefährlichen Herbiziden verbunden ist, der außerdem noch untrennbar mit dem Einsatz von genmanipulierten Kulturpflanzen verknüpft wird.

Die Untersuchung konzentriert sich auf die Kosteneinsparung durch reduzierte Bodenbearbeitung bei der Bestellung. Die Kostenspanne reicht von 19 €/ha im Mato Grosso bis knapp 190 €/ha in Ostwestfalen.

Dabei werden aber nur die Produktionskosten beziffert, an keiner Stelle die Investitionskosten, von den externen Kosten (großflächige Rodungen, Flächenzusammenlegung, Vergiftung der Umwelt und des Genoms von Mensch und Pflanze) ganz zu schweigen.

Th. Friedrich/ J. Kienzle/ J. Epperlein/ G. Basch behaupten allerdings [in: DLG 2008], dass im Vergleich zur konventionellen Bodenbearbeitung durch Direktsaat sowohl Investitions- als auch variable Kosten signifikant reduziert würden:
- der Leistungsbedarf der Zugmaschine um 75 %,
- der Kraftstoffverbrauch um 85 %,
- Arbeitszeit und Löhne um 80 %.


Es ist tatsächlich auffällig, dass mit dieser Art Bodenbewirtschaftung riesige Flächen mit einer kleinen Handvoll Angestellter kontrolliert werden können, wenn auch die auf diese Weise produzierten Erzeugnisse und ökologischen und sozialen Folgen eigentlich niemand haben will.


Der Arbeitsaufwand für die Bodenbearbeitung/ Bestellung war in Russland vergleichsweise hoch (3 - 4 AKh/ha), belief sich im Mato Grosso und in Iowa dagegen nur auf 0,5 AKh/ha und in Alberta angeblich sogar auf wenig mehr als 10 Minuten pro Hektar (wie soll das möglich sein?).
Aber auch Großbetriebe in Sachsen-Anhalt mit konservierender Bodenbearbeitung liegen mit 1 AKh/ha gut in der Zeit.

Die Arbeitskosten der konventionellen Bodenbestellung erreichen in Ostwestfalen etwa 7,50 €/ha, bei konservierender Bodenbearbeitung in Sachsen-Anhalt beschränken sie sich auf 1,40 €/ha; im Mato Grosso belaufen sie sich bei Direktsaat (und niedrigen Löhnen) nur auf etwa 0,10 €/ha. [Yelto Zimmer/ Klaus Nehring in: DLG 2008]


Der Dieselverbrauch ist nach DLG 2008 in konventionellen Betrieben deutlich höher (80 - 100 l/ha) als bei Direktsaat (15 l in Alberta, 25 l im Mato Grosso) oder bei konservierender Bodenbearbeitung (35 - 55 l/ha).
Der Treibstoffanteil, der für die Bestellung verbraucht wird, ist naturgemäß bei der Direktsaat niedriger, hier kann zusätzlicher Treibstoffverbrauch bei der Herbizidanwendung entstehen [auch durch Flugbenzin].

Steigende Treibstoffpreise können bei intensivem Maschineneinsatz zu einem kaum zu kompensierenden Ertragsfaktor werden.

Große Betriebsflächen und Direktsaat erlauben einen niedrigen Schlepperbesatz (20 PS/ha). In den relativ kleinen konventionell wirtschaftenden Betrieben Mitteleuropas ist der Schlepperbesatz möglicherweise zu hoch (bis zu 180 PS/ha). [Yelto Zimmer/ Klaus Nehring in: DLG 2008]


Die reduzierte und konservierende Bodenbearbeitung mit Hilfe einer hochentwickelten Agrartechnik ist als Maßnahme des Bodenschutzes zu begrüßen.
Sie sollte aber weder als Mittel zur Kontrolle des Agrarlandes und zur Zerstörung der Allmende missbraucht werden noch mit der Anwendung dubioser Praktiken der Kulturführung verbunden werden.

Bodenschützende Maßnahmen und sogar hohe Erträge können wahrscheinlich am effektivsten in kleinflächigen Betrieben erreicht werden.


Als Vergleich zu dem Beispiel mit Minimalbodenbearbeitung (Direktsaat) in Brasilien ein Betrieb in Ostwestfalen (Weizenanbau) mit intensiver Bodenbearbeitung [Yelto Zimmer/ Klaus Nehring in: DLG 2008], nämlich mehrmaliger Stoppelbearbeitung, wendender Bodenbearbeitung und Ernte durch Lohnunternehmen. Saatbettbereitung und Aussaat werden allerdings oft kombiniert.

Hier fällt auch das hohe Düngungsniveau (220 kg/ha N bei Wi-Weizen) auf.

Der Aufwand summierte sich zu hohen Produktionskosten von 370 €/ha, wovon 120 € oder ein Drittel an den Lohnunternehmer gingen. Auch die eigenen Arbeits- (80 €/ha) und Treibstoffkosten (60 €/ha) waren hoch infolge der intensiven Bodenbearbeitung und Ausbringung von Agrarchemikalien.

Die intensivere Bewirtschaftung führte zu höheren Erträgen (vielleicht auch infolge höherer Humidität): Wi-Weizen und Wi-Roggen 8,5 t, Wi-Gerste 7,8 t, Wi-Raps 3,9 t, So-Weizen 8 t, Zuckerrüben 60 t.

(-> vergleiche den Betrieb im Mato Grosso)



Quellenangaben


Pierre Gourou: The Quality of Land Use of Tropical Cultivators (in: W.L. Thomas (ed.): Man's Role in Changing the Face of the Earth. Chicago, 1956.)

Fernand Braudel: Die Geschichte der Zivilisation. 15. bis 18. Jahrhundert. München, 1972.

W. Bünder/ P. Häußler/ R. Lauterbach/ H. Mikelskis: Jugendlexikon Technik. Reinbek, 1987.


C.A. Edwards et al. (ed.s): Sustainable Agricultural Systems. Soil and Water Conservation Society, Ankeny, 1990.
- N.C. Brady: Making Agriculture a Sustainable Industry (ch.2 in: Edwards et al. 1990)
- B.R. Stinner/ J.M. Blair: Ecological and Agronomic Characteristics of Innovative Cropping Systems (ch.9 in: Edwards et al. 1990)
- Emilie Regnier/ Rhonda Janke: Evolving Strategies for Managing Weeds (ch.12 in: Edwards et al. 1990)


G. Haug/ G. Schuhmann/ G. Fischbeck [Hrsg.]: Pflanzenproduktion im Wandel - Neue Aspekte in den Agrarwissenschaften. Weinheim, 1992.
- Peter Niemann: Unkräuter und Ungräser (in: Haug et al. 1992)
- Claus Sommer: Bodenphysik, Bodenschutz und Bodenbearbeitung (in: Haug et al. 1992)


M.H. Glantz (ed.): Drought follows the plow - cultivating marginal areas. New York, 1994.
- Will Swearingen: Northwest Africa (in: Glantz 1994)


Konrad Martin/ Joachim Sauerborn: Agrarökologie. Stuttgart, 2006.

Hallmann/ Quadt-Hallmann/ von Tiedemann: Phytomedizin - Grundwissen Bachelor. Stuttgart. 2007.


DLG e.V. (Hg.): Schonende Bodenbearbeitung - Systemlösungen für Profis. Frankfurt, 2008.
- Th. Friedrich/ J. Kienzle/ J. Epperlein/ G. Basch: Konservierende Bodenbearbeitung (in: DLG 2008)


Marie-Monique Robin: "Roundup - der Prozess" Dokumentarfilm, Frankreich 2017.

arte-Reportage "Rumäniens Agrarflächen vor dem Ausverkauf" Filmreportage, 2017.



Abkürzungen:

DLG = 'Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft'
FAO = 'Food and Agriculture Organization'
KTBL = 'Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V.'