Die Dürre-Sommer 2018 und 2019 (Fortstzg.)

Die Sommerdürre in Mitteleuropa (Fortstzg.)




Die Temperaturen im Dürrejahr 2018
- Rekordtemperaturen auch 2019
Die Sommerdürre in Mitteleuropa
- Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft
- Folgen für die Vegetation
- Folgen für die Landwirtschaft
- Folgen für die Forstwirtschaft
Erklärungen für die Hitze und Dürre in Europa
Quellenangaben




Folgen für die Vegetation


Sommertrockenheit

Sommertrockenheit am Rhein, 6.8.2018 © STH.


Der Zustand der offenen Vegetation ähnelte oft eher dem Trockenbusch entfernter Länder als einem Sommerwald-Biom.


Trockenbiotop


Xanthium

Trockengefallene Mole im Hafen Brohl; 18.9.2018 © STH.


Auf den trockengefallenen Uferbänken des Rheins breiteten sich seltene Trockenpflanzen aus - hier die Gemeine Spitzklette (Xanthium strumarium).



dürres Gras

Rheinpromenade Bad Breisig, 5.8.2018 © STH.


Der Boden wurde so trocken, dass die Krautpflanzen und Grasarten (und manche Sträucher) wie im mediterranen Biom verdorrten, während die tieferwurzelnden Bäume eine erstaunliche Zähigkeit ihres grünen Laubes offenbarten.


An manchen Orten zeigten aber selbst Waldbäume deutliche Trockenschäden.


Dürre am Mittelrhein

Dürre am Mittelrhein; Hafen Brohl, 18.9.2018 © STH.



Die schon seit mehreren Jahren auftretenden Dürreperioden führen aber vor allem zu langfristigen Baum- und Waldschäden.
Ermangels regelmäßiger Wasser- und Nährstoffflüsse sterben auch alte Bäume ab, werden morsch und brechen schon bei geringer Belastung zusammen.


morsches Holz

Langfristige Baumschäden; am Kesselberg bei Niederbreisig, 3.9.2019 © STH.


Möglicherweise erleichtern auch die trockenen Böden und die ausgetrockneten Wurzeln den Sturmwurf. In der Umgebung von Bad Breisig waren in den letzten Jahren unzählige, mitsamt ihrer Wurzelteller umgeworfene Bäume zu beobachten.


Totholz

Das Sturmholz mehrerer Jahre; Wald bei Rheineck, 21.3.2019 © STH.



Brände

Bei extremer Hitze und Trockenheit drohen jederzeit Vegetationsbrände.
Daher werden alle möglichen Experten die Beseitigung der Vegetation in bewohnten Gebieten empfehlen, obwohl nur sie die Hitze von den Bewohnern fernhalten kann.

An einer Bahnstrecke in Siegburg entwickelte sich am 7. August 2018 aus einem Böschungsbrand ein Großbrand, der innerhalb kürzester Zeit ein ganzes Wohngebiet zerstörte [Quarks am 4.12.2018].


Der durch Dürren gestresste Wald stößt seine abgestorbenen Teile ab, die den idealen Nährboden für Waldbrände bilden; offenbar kann diese Massen keine Forstverwaltung bewältigen.


potentieller Brandherd

Enorme Mengen dürrer Waldstreu; Kesselberg, 1.4.2019 © STH.


Die noch von 2018 trockenen Böden führten 2019 zu Frühjahrstrockenheit und frühzeitigen Waldbränden.


Auch in Sibirien wurden 2019 "durch die abnorme Trockenheit" außergewöhnlich große Flächen Raub der sommerlichen Waldbrände [Wikipedia, am 2.9.2019]



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Folgen für die Landwirtschaft

Die Landwirtschaft kann durch Bodendürre schon früher geschädigt werden als die natürliche Umwelt, beispielsweise auch durch fehlendes Bewässerungswasser.

Am schwersten scheinen die Gemüsebauern unter der Dürre 2018 gelitten zu haben, da nur 50 % des üblichen Ernteertrags eingebracht werden konnte.
Viele Viehhalter hatten kein verfügbares Frischfutter bzw. Weideland und mussten Heu zukaufen.

Auch die Getreideernte (Weizen und Gerste) war in ganz Europa schlecht und in Deutschland und Skandinavien sogar katastrophal niedrig.

[Harris 2018]


Oft hatten die Landwirte 2018 wegen des permanenten Regenmangels keine andere Wahl, als den Weizen vor der Vollreife zu ernten, was die Erntemenge vermindert [Fischer 2018].


Ende Juli bei Andernach

Trockenheit Ende Juli; Nettetal bei Andernach,19.7.2018 © STH.


Die Getreideernte beläuft sich in Deutschland auf durchschnittlich 47,5 Mio. Tonnen im Jahr, 2018 erreichte sie nur 34,5 Mio. t (27 % unter dem Durchschnitt) und 2019 wurde sie auf 40 Mio. t prognostiziert (16 % unter dem Durchschnitt) [Tagesschau im August 2019].


In den Rheinebenen der näheren Umgebung konnte ich gerade 2019 beobachten, dass fast alle Maisfelder ohne Fruchtansatz braun geworden waren und infolgedessen nicht abgeerntet wurden.

Hohe Ertragseinbußen wurden auch bei Kartoffeln und im Futterbau registriert [Tagesschau im August 2019].


In Litauen und Lettland wurde 2018 wegen der Dürre der Notstand ausgerufen; besonders beim Obst waren schwerste Verluste zu beklagen, beim Beerenobst oft Totalausfall [Harris 2018].


Beerenkultur bei Kettig

Diese Heidelbeeren scheinen der Sommertrockenheit aber tapfer zu widerstehen; Kettig, 19.7.2018 © STH.


Im polnisch-baltischen Raum soll die Landwirtschaft auch 2019 durch die überjährige Dürre stark geschädigt worden sein [Wikipedia, am 2.9.2019].


Im Agrarbereich werden technische Einrichtungen zur Klimaführung immer wichtiger:
- Plaste zur Herabsetzung der Verdunstung und der direkten Sonneneinstrahlung (bei der Erdbeere wichtig)
- Einrichtungen zur Dauerbewässerung (auch im Möhrenanbau)
[Quarks am 4.12.2018]


Holunder-Kultur

Hier wurde zur archaischen Methode der Furchenbewässerung gegriffen; Kettig, 19.7.2018 © STH.


Andererseits werden die notwendigen Wasserentnahmen für die Landwirtschaft zur Konkurrenz für den Trink- und Brauchwasserbedarf, wenn Mengen > 30 mm "bezogen auf die Gesamtfläche" benötigt werden [Hirschfeld 2015].

Insbesondere für den Rübenbau fehlen daher zunehmend die Bewässerungskapazitäten.


Im Grunde herrscht nun vollkommene Unsicherheit bei den Ernten.

Wenn die professionelle Landwirtschaft dies noch teilweise technisch auffangen kann, so ist es doch um die Ernten am Wegrand schon jetzt geschehen: in den letzten Jahren war es eine seltene Ausnahme, wenn man einmal von den Streuobst-Beständen auch nur etwas ernten konnte.

Die geringen Apfelernten im professionellen Anbau sollen aber angeblich auf verspätete Nachtfröste zurückzuführen sein.



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Folgen für die Forstwirtschaft

Als resistentester Waldbaum wären die beiden Arten der Eiche anzusehen, aber sogar bei dieser kommt es zuweilen schon zu Absterbeerscheinungen.


tote Eiche

Wird das Klima auch der Eichen Tod? Waldrand bei Nieder-Lützingen, 12.7.2019 © STH.



Nicht sofort deutlich wurden hierzulande die Dauerschäden an der Fichte, die zu einem großen Teil auf einen trockenheitsbedingten extremen Borkenkäfer-Befall zurückzuführen sind.


toter Fichtenforst

Abgestorbener Fichtenforst bei Brohl; 22.9.2019 © STH.


Die Sturmschäden und die Dürre 2018 führten praktisch zur Vernichtung des mitteldeutschen Fichtenwaldes, wie die Fernsehsendung "ECHT" des 'mdr' berichtete. Doch auch am Mittelrhein sind 2019 überall die abgestorbenen Fichtenbestände zu beobachten.


toter Wald


Fichtenwald auf Abruf

Waldgebiet Kesselberg bei Oberbreisig; 3.9.2019 © STH.   /   abgestorbene Fichten bei Nieder-Lützingen; 21.7.2019 © STH.


Auch 1946 habe es eine Borkenkäfer-Katastrophe gegeben, aber schon gegen Ende des Jahres 2018 war die dreifache Holzmenge wie 1946 befallen gewesen [ECHT, am 18.5.2019].

Das 'Sturmtief Friederike' suchte den Harz am 18.1.2018 heim. In den Fichtenwäldern des Nationalparks sei der unmittelbar folgende starke Borkenkäferbefall noch sichtbar, während sich die Waldbesitzer bemühten, das Sturmholz zu bergen, um der Ausbreitung des die Fichte befallenen Großen Buchdruckers zuvorzukommen. [ECHT, am 18.5.2019]

Die Käfer bringen die Fichten durch Zerstörung der Borke zum Absterben.
Einen Befall mit bis zu 400 Käfern könne eine Fichte durch Produktion von Harz abwehren. Dies ist allerdings in Dürreperioden nur noch in geringerem Maße möglich; deshalb breiten sich Borkenkäfer besonders bei Trockenheit aus.


2018 seien in Mitteldeutschland erstmals 3 Borkenkäfer-Generationen in einem Jahr registriert worden. Noch verschärft wird die Situation dadurch, dass noch niemals in der Geschichte soviele Borkenkäfer einen Winter überlebt hätten wie 2018/19. [ECHT, am 18.5.2019]

Die Holzpreise sind wegen des hohen Anfalls an Totholz auf einen Bruchteil gefallen, trotzdem muss dieses beseitigt werden, um die epidemische Ausbreitung des Borkenkäfers einzudämmen. Nasslagerung soll seine Haltbarkeit erhöhen.





Abgestorbene Fichten am Oberen Mittelrhein bei Rheinbay; 1.6.2019 © STH.


Laut Landwirtschafts-Ministerium wurden 2018 durch die Dürre 180000 ha Fichtenwald so sehr geschädigt, dass sie aufgeforstet werden müssen - das wird mindestens 500 Mio. € kosten!


Aufgrund der durch den Klimwandel eintretenden Witterungsverhältnisse wird für Deutschland das Absterben aller Fichten-Bestände unterhalb der Höhenlagen um 700 m prognostiziert.

In Deutschland nahm die Fichte ein Viertel der Wälder ein, brachte aber 90% der forstwirtschaftlichen Erträge. [ECHT, am 18.5.2019]


Die Zielfunktion des Waldbaus wird sich stärker von der Massenproduktion von Nutzholz (Fichtenholz) auf die Produktion der Umweltgüter Wasser, Witterung und Klima verlagern müssen. Es müssen also völlig neue Berufsbilder entstehen.



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