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Fortbildung zum Ökowirt, Bad Bergzabern, 1987/88 - Schriftliche Abschluss-Arbeit (Rechtschreibung und Fehler korrigiert)


Überlegungen zur Optimierung der Bodenfruchtbarkeit in nach biologisch - ökologischen Methoden arbeitenden Betrieben




IV. Bodengare


Ein garer Ackerboden ist daran zu erkennen, dass er während der gesamten Vegetationszeit krümelig bleibt und nicht unter der zerstörenden und verschlämmenden Wirkung des Wassers leidet. Aufgeweichte Krümel brechen unter der Last des Ackerbodens zusammen, Wasser-Luft-Körper stoßen unter Mitführung von Erosionsmaterial ruckartig in Hohlräumen und Grobporen vor. Verdichtungsherde entstehen an der Grenze zwischen Krume und Untergrund und breiten sich stockwerkartig aufwärts aus: zuerst bröckelige und kleinschollige, dann grobschollige und plattige Verdichtungen verkleinern die Ackerkrume.

Zu Gareschwund kommt es infolge unzulänglicher Lebendverbauung. Durch mikrobielle Lebendverbauung werden die primären Aggregate (0,1 - 0,2 mm groß) zu kolloidalen Aggregaten (Krümeln) zweiter Ordnung (1 - 3 mm) verbunden. Verquellung und Verkittung der Primäraggregate hat dagegen Gefügeschwund, Verdichtung und die Störung des Bodenlebens zur Folge.

Kapillare Wasserbewegungen sind in rein mechanisch gekrümelten Böden nicht möglich. Nur eine gare Krümeldecke ist ein wirksamer Verdunstungsschutz und Taufänger im Gegensatz zu verkrusteten Böden, die auch zu Regenstau führen und den Gasaustausch verhindern.

Versorgung aus Unterboden und Grundwasser erfolgt nicht durch den viel zu trägen kapillaren Aufstieg, sondern allein durch Pflanzenwurzeln. Diese Versorgung wird durch Pflugsohlenverdichtung in Frage gestellt. Die Durchwurzelung verdichteter Zonen scheitert weniger an mechanischem Widerstand als an Luftmangel, der noch verstärkt wird durch hier auftretende Vernässungen.

Typische Pflugsohlenverdichtung kam zur Zeit der Gespannpflüge auf, weil ständig die gleiche Tiefe bearbeitet wurde. Durch Sperrschichten wird Niederschlag 5 - 10 x langsamer in den Unterboden aufgenommen. Das kann außer der Vernässung auch sommerliche Dürre zur Folge haben. Auch Nährstoff-Vorräte werden von der Nutzung abgeschnitten.

Nicht zuletzt ist der gare Ackerboden an erleichterter Bearbeitung zu erkennen. Er trocknet schnell ab und kann bald wieder befahren werden.Seine Lockerung kann mit leichtem Grubber oder sogar nur durch Eggen erfolgen. Bei Verwendung von Pflug und Scheibenegge kommt es zu keiner Schollenbildung. Gare Ackerkrume besitzt ein hohes Rückstellvermögen, das durch die elastische Deckschicht natürlicher Pflanzengesellschaften noch erhöht wird.



Die Pflanze als Erosionsschutz und Garebildner

Durch ihre größere innere Oberfläche besitzen Humus- (und Ton-) reiche Böden eine hohe Sorptionsfähigkeit. Ein garer Acker vermag Regen rasch aufzunehmen und im Unterboden zu speichern. Ein gesunder und durchwurzelter Boden sollte 2 Tage hintereinander je 30 mm Niederschlag aufnehmen können oder nach Trockenheit auch einmal 50 mm in 30 Min. So kann es auch nur auf Land ohne genügend organisches Material, welches sich mit den anfallenden Wassermengen vollsaugen kann, zu Oberflächen-Sturzwässern, Erosion, trüben und schlammigen Gewässern und Überschwemmungen kommen. Der beste Schutz des Bodens sind Gräser, Leguminosen und Bäume.

Erst die Pflanze wird zum Garebildner. Ihre Funktion als Nährstoff-Erschließer ist unbestritten. Ihre Wurzelmasse dient dem Bodenleben als Nahrung, ihre Grünmasse als Schutz. In dem Maße, wie sich neue Wurzeln ausbilden, werden die alten ständig abgestoßen, besiedelt und aufgezehrt. Die Wurzelkanäle werden lebendverbaut und mit Humus ausgekleidet. Vegetationspausen sind deshalb Perioden abklingender Lebendverbauung.

Zu Winderosion kann es nur bei garelosem Ackerland kommen. Die Gefahr der Winderosion besteht besonders im Frühjahr, wenn der gefrorene Boden zu losem Pulver zerfällt. Im Mittleren Westen der USA ist in den 30er Jahren 5/6 der Nutzfläche durch Winderosion stark geschädigt worden, davon ist heute 1/4 Wüsten-ähnlich. Auch in Südrußland sind fast 60 % der Böden stark erodiert, ihre Ertragsfähigkeit um mindestens die Hälfte reduziert.

Als Beispiel des Prinzips von gegenseitiger Förderung von Ursache und Wirkung bedeutet reicher Pflanzenbewuchs dichte Durchwurzelung des Bodens, damit Humus- und Garebildung und dadurch wieder ausreichende Pflanzenernährung. Die P-Versorgung ist entscheidend für den Besatz mit Feinwurzeln, ein N-Überangebot mindert die Wurzellänge und damit die Bodengare, vermehrt aber die Wurzelmasse.



Humusbilanz

Geordnete Humuswirtschaft bedeutet:
- Förderung des Bodenlebens mit Nährhumus
- Festigung des Bodengefüges durch wasserbeständigen Dauerhumus
- produktive Verwertung der angebotenen organischen Substanz durch Kohlenstoff-Umsatz

Für eine ausgeglichene Humusbilanz ist im Gemüsebau 40 dt/ha/Jahr organische Trockenmasse erforderlich, enthalten in ca. 220 dt/ha Stallmist oder in einem einjährigen Kleegras-Gemisch. Durch Blumenkohl in der Anbaufolge, auch durch mehrere Sätze Kopfsalat lässt sich die Humusbilanz durch die Masse der Ernterückstände ausgleichen. Nicht so z.B. bei Lauch, Sellerie und Frühkohl. Humuszehrend ist neben dem Anbau von Hackfrüchten auch der von Kartoffeln. Der Anbau von Öl-, Hülsenfrüchten unf Getreide, bes. Roggen wirkt sich dagegen bei anschließender Strohdüngung humusmehrend, sonst noch humuserhaltend aus.

Eine Chance für den angepassten Anbau wäre meines Erachtens aus der Gegenüberstellung kontinentaler Steppenböden (mächtige Humusschicht - Schwarzerde) und feuchtgemäßigter Waldböden (nur dünne Humusschicht - Braunerde) zu ersehen. Durch kurzlebige Gräser mit feinem Wurzelnetz zerfallen jährlich in den Prärie- und Steppengebieten große Mengen organischer Substanz zu Humus, ohne vollständig mineralisiert werden zu können. Der Vergleich mit landwirtschaftlichen Zwischenfrüchten drängt sich geradezu auf. Im Wald zerfallen Laubstreu und Wurzeln langsam, wobei die Mineralisierung sehr schnell abläuft. - Anzumerken bleibt, dass die Humusbildung weitgehend durch den gebremsten Abbau organischer Substanz im kühlgemäßigten Klima bedingt wird.


Wirtschaftsdünger



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