Die große Bedeutung des Futterbaus


In Holland wurde seit etwa dem 15. Jh. ein Nutzungswechsel zwischen Acker- oder Feldgrasland im Abstand von 5 Jahren betrieben [Braudel 1972].

In Mittelengland wurde eine geregelte Feld-Gras-Wirtschaft zur Erzeugung von Feldfutter seit Anfang des 17. Jh.s betrieben. Kleesamen wurde manchmal schon während der Ernte ausgebracht, so dass zwei Ernten möglich waren. [Herrman 1985]


Die Abgrenzung reiner Ackerfruchtfolgen von Acker-Grünland-Fruchtfolgen (mit mehrjährigem Anbau von Gras-Klee-Gemengen) [Zoschke 1992] ist kaum sinnvoll.


Der Pfarrer Johann Friedrich Mayer (1719 - 89) sah in der Ausweitung des Futterbaus und der Viehhaltung den Weg zu einer verbesserten Düngung, übrigens gleichzeitig auch in der Bodenverbesserung mit Gips [Herrman 1985].

In Deutschland sollen Runkelrüben seit Anfang des 18. Jahrhunderts, Klee und Luzerne seit Mitte des 18. Jahrhunderts zur Futtergewinnung angebaut worden sein [Zoschke 1992].

Johann Christian Schubart (1734 - 1787) wurde von dem reformorientierten und physiokratisch eingestellten Kaiser Joseph II., Sohn der Maria Theresia, zum "Edlen vom Kleefeld" geadelt [Herrman 1985].


Durch die Einbindung eines Futterbaus in die Fruchtfolge wurde die Futterversorgung sichergestellt und damit die Erträge aus tierischer Produktion erhöht. Es wurden aber auch die Erträge der pflanzlichen Produktion erhöht durch die verbesserte Düngung mit Hilfe des Stallmistes.

Erst der allgemeine Übergang zur Fruchtwechselwirtschaft am Ende des 19. Jh. ermöglichte die zusätzlichen Erträge aus Kartoffeln und Zuckerrüben. Denn gleichzeitig soll sich durch den Futterbau das Stallmist-Dargebot von 1800 bis 1914 mehr als versechsfacht haben [Herrman 1985].

Die intensivste Form der Tierhaltung, die industrialisierte Milchwirtschaft, wirkte sich andererseits durch die mit ihr verbundene Notwendigkeit zum Futterbau auch auf die Gestaltung der Fruchtfolgen aus [Andreae 1985].


Andererseits hat die Intensivierung der Grünlandnutzung zur Vernachlässigung des Ackerfutterbaus geführt, wodurch ein wichtiges Fruchtfolgeglied verloren ging [Haber/ Salzwedel 1992].

Die weitere Vergrößerung der Tierbestände seit der Nachkriegszeit war nur aufgrund des Importes billiger Futtermittel möglich. Auch das führte aber zu einem Rückgang des Futterbaus.




Zwischenfruchtanbau


Zwischenfrüchte übernehmen eine dienende Funktion zum Nutzen der nachfolgenden Anbaufrüchte (Nährstoffversorgung), aber auch zum Schutz des Grundwassers und des Bodens.
Zwischenfrüchte erschließen und lockern außerdem den Wurzelraum und unterdrücken Unkräuter. Auf ihren Nutzen zur Nematodenbekämpfung wurde schon hingewiesen.


Im ökologischen Anbau sollte die Krumenlockerung verknüpft werden mit einer Wurzelerschließung des Bodens durch Ansaat einer Zwischenkultur [Hampl 1994]. Sie erfolgt möglichst früh, um dem winterharten Meliorationsgemenge ausreichend Wachstumszeit zu bieten.

Die durch die Zwischenkulturen geschaffene Bodenstruktur und ihre unkrautunterdrückende Wirkung wirken sich insbesondere auf wurzelintensive Reihenkulturen günstig aus.


Die Stickstoffversorgung der Kulturen soll schon durch einen Zwischenfruchtanteil von 20 % gewährleistet sein [Hampl 1997]. Dabei müssen allerdings Leguminosenarten den Import des Luftstickstoffs übernehmen durch ihre Wurzelsymbionten. Ihre günstige Vorfruchtwirkung beruht auf dem langsamen Abbau von Wurzelknöllchen, die diese mikrobiellen Symbionten enthalten.

Nachteilig würde sich die Auswaschung auf die Nährstoffbilanz auswirken, wenn ein Leguminosen-Gemenge als Zwischenfrucht eigentlich der Stickstoff-Anreicherung für die Hauptfrucht der Fruchtfolge dienen sollte. Seine organischen Rückstände zersetzen sich wegen ihres engen C/N-Verhältnisses schneller als Getreide-Stoppeln.
Als Abhilfe sollte man sie erst spät im Jahr umbrechen, so dass Nährstoffe nicht mehr freigesetzt werden. Als Alternative wurden auch schnellwachsende und abfrierende Zwischenfrüchte empfohlen, die den Stickstoff aufnehmen. [Reents 1989]
Insgesamt verschärft sich aber die Auswaschungsproblematik durch die extrem milden Winter des Klimawandels.


Von W. Dreyer wurden drei Typen von Zwischenfrüchten unterschieden [Dreyer 1995]:

1. Nicht winterharte Stoppelsaaten mit Vorfruchtwirkung

Sie werden im Juli ausgesät, wobei ein zeitlicher Konflikt bei einer notwendigen Bodenbearbeitung zu Bekämpfung von Wurzelunkräutern entstehen kann. Beispiele:
>> Sommerwicke + Ölrettich,
>> Sommerwicke + Erbse + Ackerbohne,
>> Welsches Weidelgras + Perserklee (zur Futternutzung)

2. Zwischenfrüchte zum Schutz vor Stickstoffauswaschung und Erosion

Da die Notwendigkeit eines Leguminosenanbaus nicht besteht, sind auch späte Aussaaten möglich: bei Ölrettich oder Gelbsenf bis Mitte September, bei Winterroggen bis Oktober.

3. Winterzwischenfrüchte für Folgekulturen mit später Aussaat (ab April) oder Pflanzgemüse

Hierfür geeignet sind Winterwicke, Inkarnatklee und Welsches Weidelgras in verschiedenen Mischungen.




Untersaaten


Die Vorteile von Untersaaten sind Stickstoffanreicherung und -festlegung, Bodenschutz und Bodenverbesserung, Unkraut-Unterdrückung (besonders wirksam in Reihenkulturen) und die Förderung von Nützlingen.
Der größte Nachteil ist, dass Untersaaten eine mindestens ebenso große Konkurrenz für die Hauptfrucht darstellen wie Unkräuter. [Niemann 1992]

Die Einsaat einer Folgekultur in den reifenden Bestand (Staffelanbau) würde diesen Nachteil natürlich aufwiegen, auch aus terminlichen Gründen und durch Vereinfachung der Bodenbearbeitung.


W. Dreyer empfiehlt, Untersaaten möglichst frühzeitig zu drillen, bei Sommergetreide kann die Untersaat notfalls sogar gleichzeitig mit dem Getreide gesät werden. Später erfolgende Untersaaten bis Anfang Mai benötigen eine Bodenbearbeitung zur Saatbettbereitung. [Dreyer 1995]


Typisch sind Untersaaten in Getreide als Gründüngung oder als Futter, das schon im Herbst geerntet werden kann [Dreyer 1995]:
>> Weißklee und Welsches Weidelgras als Gründüngung
>> Rotklee und Deutsches Weidelgras als Futter

Es wird aber darauf hingewiesen, dass auf Quecke-befallenen Standorten Untersaaten deren weitere Ausbreitung fördern.


Außerdem ist für das Gedeihen der Untersaat die wachstumsunterdrückende Wirkung der Hauptfrucht zu berücksichtigen.
Die unterdrückende Wirkung der Deckfrucht „nimmt in der Reihenfolge Gerste – Weizen – Hafer – Roggen zu“ [Dreyer 1995]. Ab Getreideerträgen von 40 t/ha werde die Unterssaat unterdrückt. Für die konkurrenzstarken Deckfrüchte sollen Futtermischungen besser geeignet sein.




Quellenangaben


G. Čitaja: Hackbau im westlichen Georgien (Kolchis) [in: Agrarethnographie - Vorträge der Berliner Tagung 1955. Berlin-Ost, 1957.]

Fernand Braudel: Die Geschichte der Zivilisation. 15. bis 18. Jahrhundert. München (Kindlers Kulturgeschichte), 1972.

Fischbeck/ Heyland/ Knauer: Spezieller Pflanzenbau. Stuttgart, 1975.

Dr. Werner Schwind: Der Eifelwald im Wandel der Jahrhunderte - ausgehend von Untersuchungen in der Vulkaneifel. Düren, 1984.

Bernd Andreae: Allgemeine Agrargeographie; Taschenbuchausgabe. Berlin, 1985.

Klaus Herrman: Pflügen, Säen, Ernten - Landarbeit und Landtechnik in der Geschichte. Hamburg, 1985.

Martin Born: Die Entwicklung der deutschen Agrarlandschaft. Darmstadt, 1989.

H.-J. Reents: Nitrat als Teil des Stickstoffkreislaufs (Lebendige Erde 1989, Nr.3, S.161)

A. Krieg / J.M. Franz: Lehrbuch der biologischen Schädlingsbekämpfung. Parey, Berlin, 1989.

C.A. Francis/ M.D. Clegg: Crop Rotations in Sustainable Production Systems (ch.8 in: C.A. Edwards et al. (ed.s): Sustainable Agricultural Systems. Soil and Water Conservation Society, Ankeny, 1990.)

John Anderson: Bodenbiologie und Bodenfruchtbarkeit (in: G. Haug/ G. Schuhmann/ G. Fischbeck [Hrsg.]: Pflanzenproduktion im Wandel - Neue Aspekte in den Agrarwissenschaften. Weinheim, 1992.)

Martin Zoschke: Fruchtfolgegestaltung (in: G. Haug/ G. Schuhmann/ G. Fischbeck [Hrsg.]: Pflanzenproduktion im Wandel - Neue Aspekte in den Agrarwissenschaften. Weinheim, 1992.)

Bernhard Weischer: Abwehr von Nematodenschäden (in: G. Haug/ G. Schuhmann/ G. Fischbeck [Hrsg.]: Pflanzenproduktion im Wandel - Neue Aspekte in den Agrarwissenschaften. Weinheim, 1992.)

Peter Niemann: Unkräuter und Ungräser (in: G. Haug/ G. Schuhmann/ G. Fischbeck [Hrsg.]: Pflanzenproduktion im Wandel - Neue Aspekte in den Agrarwissenschaften. Weinheim, 1992.)

Wolfgang Haber/ Jürgen Salzwedel: Umweltprobleme der Landwirtschaft - Sachbuch Ökologie. Der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen. Wiesbaden, 1992.

Ulrich Hampl: Umstellung auf ökolog. Bodenbewirtschaftung (in: Springer Loseblatt Systeme: Ökologische Landwirtschaft, Sept. 1994)

Wilfried Dreyer: Zwischenfrüchte (in: Springer Loseblatt Systeme: Ökologische Landwirtschaft, Dez. 1995)

Wilfried Dreyer: Untersaaten in Getreide (in: Springer Loseblatt Systeme: Ökologische Landwirtschaft, Dez. 1995)

Ulrich Hampl: Stickstoff im ökologischen Anbau (in: Springer Loseblatt Systeme: Ökologische Landwirtschaft, Aug. 1997)

J.P. Reganold/ R.J. Papendick/ J.F.R. Parr: Nachhaltige Landwirtschaft - das Beispiel USA [zuvor erschienen in 'Spektrum der Wissenschaft', August 1990] (in: Peter Meusberger (Hg.): Anthropogeographie. Heidelberg/ Berlin, 1997.)

H. Becker: Allgemeine Historische Agrargeographie (Teubner Studienbücher). Stuttgart, 1998.

Rudolf Heitefuss: Pflanzenschutz - Grundlagen der praktischen Phytomedizin; 3. neubearb. u. erw. Aufl. Stuttgart, 2000.

Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Stuttgart, 2000.

Konrad Martin/ Joachim Sauerborn: Agrarökologie. Stuttgart, 2006.

Bernd Fuhrmann: Deutschland im Mittelalter, Wirtschaft - Gesellschaft - Umwelt. Darmstadt, 2017.