Katastrophale Stark- und Dauerregen am 13. - 15. Juli 2021 (Fortstzg.)



Betroffene Regionen in Rheinland-Pfalz


Google Map "Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz" eingerichtet vom  SWR .
Die Karte kann unten links vergrößert werden!



Einführung
- Regenmengen
- Einfluss von Boden und Relief
- Die linksrheinischen Gewässer
Betroffene Regionen
- Katastrophenregion Sauerland
- Zülpicher Börde
- Die Region um Aachen
- Wallonien und Limburg
Betroffene Regionen in Rheinland-Pfalz
- Katastrophengebiet Ahrtal
-- Pegelrekorde
-- Das Katastrophengebiet
--- Bad Neuenahr - Ahrweiler
--- Sinzig an der Ahr-Mündung
- Lokale Gewässer der Rheineifel
- Kyll und Prüm in der Westeifel
Angreifbare, zerstörte und zerstörerische Infrastruktur
Wertung der Ereignisse
Quellen und Links




Katastrophengebiet Ahrtal



Pegelrekorde

Es hat an der Ahr schon frühere Hochwasser gegeben, die zu mit der Katastrophe von 2021 vergleichbaren Wasseraufkommen führten, nämlich
- bei einem Hochwasser im Jahre 1804 mutmaßlich sogar zu einem Abfluss von 1100 m³/s,
- beim Hochwasser von 1910 zu einem Abfluss von etwa 500 m³/s. [CEDIM, am 21. Juli 2021]


Die aktuellen Bebauungspläne waren dagegen anscheinend an einer "zeitlich homogen verfügbaren Messreihe" ausgerichtet, die erst 1947 begann [CEDIM, am 21. Juli 2021].
Das führte zu einer Einschätzung des HQ100 (Hochwasseraufkommen mit 100jähriger Wahrscheinlichkeit) für die Ahr von nur 241 m³/s.


2021 begannen "die Wasserstände .. am frühen Morgen des 14. Juli zu steigen, die Spitzenabflüsse - sofern sie gemessen werden konnten - traten am späten Abend des 14. Juli und in den frühen Morgenstunden des 15. Juli auf. Bei vielen Pegeln brach die Datenerfassung während des Hochwassers ab, darunter die Pegel Altenahr und Bad Bodendorf. Pegel Müsch im Oberlauf lieferte durchgehend Werte, der daher bei der Einordung des Ereignisses eine wichtige Rolle spielt." [CEDIM, am 21. Juli 2021]


Am Tag nach der Flutkatastrophe wurde gemeldet, der Pegel Altenahr habe ungefähr 6 m erreicht, nachdem er durch die Flut zerstört worden war - 2 m mehr als das bisherig gemessene Maximum [NEWS am 15. Juli 2021].
Ein Artikel des General-Anzeigers zitiert Schätzungen eines Herrn Strub für Altenahr, nämlich einen Abfluss von 550 m³/s und einen Höchstpegelstand von weniger als 6 m; das Hochwasser von 1804 sei noch einmal 2,5 mal so hoch gewesen [Jörg Manhold in: General-Anzeiger, 21.Juli 2021].
Nach anderen Schätzungen wurde ein tatsächlicher Pegelstand von 7 m bis maximal 8 m und ein Abfluss von 400 - 700 m³/s angenommen [CEDIM, am 21. Juli 2021].


Am Pegel Altenahr erfolgte die letzte Messung am 14. Juli um 19 h 15 und erreichte einen Wasserrstand von 5,05 m und einen Abfluss von 332 m³/s.
Am Pegel Bodendorf belief sich die letzte Messung vor seiner Zerstörung am 15. Juli um 2 h 15 auf einen Wasserstand von 4,68 m und einen Abfluss von 322 m³/s.

Die Pegel an der Ahr waren nur für einen Durchfluss von 300 m³/s eingerichtet worden.
[CEDIM, am 21. Juli 2021]



Inhaltsverzeichnis



Das Katastrophengebiet

Die neu ausgewiesenen Überschwemmungsgebiete an der Ahr findet man auf der offziellen Webseite der 'Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord' in Koblenz.
Am Schluss der Seite befindet sich eine pdf-Datei mit Karten, die auch die 2021 überschwemmten Gebiete verzeichnen und das Ausmaß der Katastrophe deutlich machen.


An ihrem Oberlauf überflutete und zerstörte die Ahr das Tal des Ortes Schuld. Durch den Einsturz von Häusern kam es zu Todesfällen. Zunächst wurden 60 Personen vermisst. [NEWS am 14. Juli 2021]

Nach Aussage des Bürgermeisters stieg die Ahr, die "sonst 60 Zentimeter tief ist, .. auf acht Meter an" und zerstörte "80 Prozent des im Tal liegenden Ortsteils von Schuld". [Beate Au/ Jan Lindner in: Rhein-Zeitung 15. Juli 2021]

Auch Teile von Antweiler und Müsch, wo eine Brücke zerstört wurde, weiter oben an der Ahr, wurden überflutet.


Am nächsten Tag stellte man fest, dass 40 % der Gebäude in Schuld beschädigt waren. In den Straßen befanden sich riesige Schuttmengen. Die Brücken und Straßen der Umgebung waren praktisch zerstört und unbenutzbar. Auch der Nachbarort Insul war verheert worden. [NEWS am 15. Juli 2021]

In dem Ort Schuld mit 750 Einwohnern gab es bereits im Jahr 2016 ein Hochwasser mit Millionenschäden [Beate Au/ Jan Lindner in: Rhein-Zeitung 15. Juli 2021].

Zu den Zerstörungen beigetragen hat, dass der Ort an vier Ufern einer Ahrschleife gelegen ist. Andererseits waren in Schuld nur der Talgrund der Ahrschleife und ein großer Teil der westlichen Ortsteile betroffen, während der ebenfalls bebaute Bergvorsprung, der von der Ahr umflossen wird, und weitere Gebiete in Hanglage relativ unbeschadet blieben. [SGD Nord - Karten]
Auch in Insul befinden sich Teile des Ortes in ausreichender Höhe.


Im wegen seiner Funktion als Brückenknopf besonders schwer getroffenen Ahrbrück wurde nicht die Brücke vollständig zerstört, sondern die Hauptverbindungsstraße fortgespült [SWR-GoogleMap]. Der flussabwärts gelegen Ortsteil Pützfeld blieb wegen seiner Höhenlage verschont. [SGD Nord - Karten]


Im Internet zirkulierten Fotos der Polizei Thüringen über die total zerstörte Infrastruktur (Ahr-Brücken) in Altenahr und Sinzig [tonight.de].
Viele Brücken und Straßen in Altenahr waren allerdings schon bald wieder nutzbar mit Ausnahme der Brücken und Tunnelzufahrten (auch Eisenbahn) an der Ahrschleife, die die Engelsley umfließt.


Der Sahrbach mündet zwar flussabwärts des südlichen Altenahrer Ortsteiles Kreuzberg in die Ahr, hat aber schon in seinem Taleinschnitt im Bereich der Münstereifeler Straße viel Schaden angerichtet [SGD Nord - Karten].

In Altenahr selbst sollen 80 % der Häuser beschädigt worden sein. Der Friedhof in Altenahr soll 7 m unter Wasser gestanden haben. [SWR-GoogleMap]


das Foto fehlt !

Altenahr-Altenburg auf dem östlichen Ahrufer, am 15.7.2021. © Creative Commons - Lizenz (CC-0-1.0) , Bildautor Martin Seifert .


Der Ortsteil Altenahr-Altenburg auf dem rechten Ahr-Ufer wurde besonders schwer geschädigt. - Buchstäblich die gesamte Fläche von Altenburg wurde überschwemmt, darunter Seniorenheim und Schule [SGD Nord - Karten].


Altenahr liegt vor einem Felsrücken mit sehr enger Flusskrümmung (NSG Ahrschleife). In Altenahr erfolgte der Abfluss daher "zwischenzeitlich nicht mehr über den natürlichen Mäander der Ahrschleife um den Engelsley, sondern durch den Autotunnel der B 267." [CEDIM, am 21. Juli 2021]

Auch der Durchstich der B 267 an der Lochmühle wurde von der Ahr überschwemmt [SGD Nord - Karten].


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Altenahr in glücklicheren Zeiten. © STH, am 26.3.2017.


Bis nach Bad Neuenahr folgen noch weitere Bergrücken, die die Ahr dazu zwingen, zu mäandrieren; hier gibt es noch die beiden Ortschaften Mayschoß und Rech.


Diese pittoreske Engstelle hat möglicherweise einen zusätzlichen Düseneffekt ausgeübt, wodurch auch die dicht besiedelten Orte Mayschoß, Dernau, Ahrweiler, Bad Neuenahr am unteren Lauf der Ahr katastrophale Schäden erlitten.
Die mäandrierende Strecke ab Altenahr kann aber auch eine Drosselung verursacht haben, so dass die Ahr erst bei Dernau Fahrt aufgenommen hat.


das Foto fehlt !

Ahrschleifen - Blick nach Osten. © STH, am 26.3.2017.


Laut SWR wurde in Mayschoß fast die Hälfte der Gebäude beschädigt. Das Wasser stand häufig in den ersten Etagen.
Große Teile von Mayschoß befinden sich jedoch in Hanglagen, die von der Flut nicht erreicht werden konnten [SGD Nord - Karten].

Dernau liegt am Grunde einer Talerweiterung und wurde daher praktisch vollständig überflutet [SGD Nord - Karten].
In Dernau mit 1800 Einwohnern, das noch zur Verbandsgemeinde Altenahr gehört, sollen fast alle Häuser dauerhaft geschädigt worden sein [SWR-GoogleMap]. Auch hier ist ein großer Teil des Ortes infolge einer Flusskrümmung direkt der Strömungsrichtung ausgesetzt.

Bewohner von Mayschoß, Rech und Dernau mussten "mit Hubschraubern und Booten" evakuiert werden.



Bad Neuenahr - Ahrweiler

Die totale Zerstörung machte auch vor dem gediegenen Weinort Walportsheim und den Kuranlagen Bad Neuenahrs nicht Halt.

Nicht nur die flussnahen Friedhöfe der Stadt wurden zerstört, viele Bewohner und Touristen wurden ihrer Behausung beraubt, ihre Fahrzeuge von den Fluten davongespült.

Die obdachlos gewordenen Bürger der Stadt Bad Neuenahr - Ahrweiler wurden in Gemeinschaftshäusern der höhergelegenen Eifel-Dörfer untergebracht. [Yvonne Stock/Tim Kosmetschke u.v.a. in: Rhein-Zeitung 16. Juli 2021]


Fast das gesamte Wohngebiet von Bad Neuenahr - Ahrweiler war überflutet worden, darunter auch die ummauerte Altstadt von Ahrweiler [SGD Nord - Karten].
Lediglich einige Bereiche an der Durchgangsstraße B 267 und der Eisenbahntrasse nördlich der Ahr sowie die Hanglagen südlich der Ahr (Calvarienberg, Bachem, Dahlienhöhe, Willibrordus-Viertel) blieben verschont [SGD Nord - Karten].


In Bad Neuenahr wurden "Straßen, die noch nie von Hochwasser betroffen waren", zerstört [Gabi Geller in: Rhein-Zeitung 15. Juli 2021]!

Von den mehr als einem Dutzend Brücken der Stadt blieb nur eine Intakt: "Die einzige intakt gebliebene Brücke – die Piusbrücke – darf ausschließlich von offiziellen Rettungskräften passiert werden." [Yvonne Stock/Tim Kosmetschke u.v.a. in: Rhein-Zeitung 16. Juli 2021]


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Walporzheim in glücklicheren Zeiten. Die Idylle des 19. Jh.s existiert nicht mehr. © STH, am 26.11.2008.


Die heranschießenden Wassermassen führten zur Flutung der Ehrenwallschen Klinik und Vernichtung ihres Fahrzeugparks [Gabi Geller in: Rhein-Zeitung 15. Juli 2021].

Diese psychiatrische Klinik liegt genau an der Krümmung der Ahr im Stadtteil Ahrweiler. Sie habe "wie ein Bollwerk" das anströmende Wasser mitsamt Treibgut abgefangen [Bad Breisiger - Sinziger Nachrichten, 23.09.2021].

Die Insassen mussten "ohne Vorwarnung" "in den oberen Stockwerken in Sicherheit gebracht werden" [Bad Breisiger - Sinziger Nachrichten, 23.09.2021].

Die Klinik und viele Nebengebäude mit den Wohnungen von Mitarbeitern wurden weitgehend zerstört. Auch die Uferstraße, die Carl-von Ehrenwall-Allee, wurde weggespült.

Die Ambulanz der Klinik ist auf 5 Standorte im ganzen Kreisgebiet aufgeteilt worden und viele Patienten wurden auf angemietete Räume in anderen Krankenhäusern und in Hotels verteilt.


Die Flut machte auch das evakuierte Seniorenwohnheim Augustinum am anderen Ortsende südöstlich von Bad Neuenahr unbewohnbar [Stock/ Kosmetschke u.v.a. in: Rhein-Zeitung 16. Juli 2021]

Auch das Betriebsgelände der weltbekannten Appollinaris-Quellen wurde überflutet [SGD Nord - Karten].



Sinzig an der Ahr-Mündung

In Bad Bodendorf breitete sich die Ahr auf eine große Fläche aus, so dass sogar die meisten Häuser dieses Ortes geschädigt wurden; die Brücke blieb jedoch intakt [SWR-GoogleMap].
Die Überschwemmungen in Bad Bodendorf reichten südlich der Ahr bis zur Rosenstraße und dem alten Thermalbad, nördlich der Ahr bis unterhalb der Eifel-Ardennen-Straße und der Bahntrasse [SGD Nord - Karten].


Vor Sinzig besteht durch eine Hügelkette beiderseits des Flusses eine Engstelle. Die dann folgenden dichtbebauten Gebiete der Stadt Sinzig an der Ahr wurden jedoch überschwemmt [SGD Nord - Karten], während die mittelalterliche Stadt in einer Hügellage angelegt worden war.

Auch in Sinzig überflutete die Ahr also ausgedehnte Wohngebiete. Einige Häuser, die zu nahe am Fluss standen, müssen abgerissen werden.


Nahe der Ahrmündung in den Rhein starben in Sinzig bei der Flutung des Erdgeschosses einer Einrichtung für Behinderte ("Lebenshilfehaus") in der Nacht zum Donnerstag 12 ihrer Bewohner [NEWS am 15. Juli 2021].

Unweit der Ahrmündung in den Rhein muss die Flutwelle ihre größte Gewalt erreicht haben.
In der Nähe wurde auch eine Bundesstraße beschädigt und das Klärwerk des Ortes außer Betrieb gesetzt.


In dem Wohnheim für 34 Personen soll das Wasser "innerhalb einer Minute bis an die Decke des Erdgeschosses" gestiegen sein, so dass jede Hilfe zu spät kam.
Die Nachtwache soll es nur geschafft haben, einen Teil der Bewohner in den ersten Stock zu bringen. [dpa-Meldung 16. Juli 2021]


Beide Straßenbrücken in Sinzig, aber auch die als Fernverbindung wichtige Fahrrad- und Fußgängerbrücke an der Ahrmündung wurden stark beschädigt und werden längere Zeit nicht benutzbar sein.

Die Hochstrecke und Brücke der Bundesstraße B 9 mit doppelter Straßenführung befand sich seit fast 2 Jahren in einer Sanierung, muss aber jetzt teilweise wieder abgerissen werden [Judith Schumacher in: Rhein-Zeitung 16. Juli 2021]. Denn ein Brückenpfeiler wurde unterspült und hatte sich mitsamt einer gebrochenen Fahrbahn um etwa 2 m abgesenkt.

das Foto fehlt !

Sinzig, am 4.8.2021. Vorne die Eisenbahnbrücke, dahinter die Bundesstraße mit einer herabhängenden Spur. © STH.


Auch eine kleinere Verkehrsbrücke flussaufwärts wurde unterspült und wenigstens vorübergehend unpassierbar. Außerdem hatte sich ein Container in ihr verklemmt.
Es scheint geplant zu sein, diese Brücke aus der Vorkriegszeit als Umleitung für den Fernverkehr instandzusetzen, während die Brücke der B 9 neu aufgebaut wird. [Judith Schumacher in: Rhein-Zeitung 16. Juli 2021]


Erstaunlicherweise hat die unmittelbar talseitig zur B 9 und neben dieser über die Ahr verlaufende Eisenbahnbrücke keinen Schaden genommen, so dass der Bahnverkehr nach kurzer Zeit wieder aufgenommen werden konnte.

Der Bahndamm zu dieser Brücke hat aber wahrscheinlich als Stau auf die Hochwasserflut gewirkt und sich dadurch als verhängnisvolle Falle für die sich oberhalb der Strecke befindlichen Wohnhäuser in Ahr-Nähe herausgestellt. Selbst unterhalb des Bahndammes erreichte das Wasser noch große Höhen, wodurch es zu den tragischen Vorgängen im "Lebenshilfehaus" kam.



Inhaltsverzeichnis



Lokale Gewässer der Rheineifel


Nach Angaben des lokalen Anzeigenblattes wurden am Vinxtbach kleinere Brücken in Gönnersdorf und Waldorf freigespült und deshalb teilweise gesperrt.
Nach eigener Beobachtung hatte der Vinxtbach jedoch nur minimales Hochwasser und trat kaum über die Ufer.

das Foto fehlt !

Bad Breisig, am 15.7.2021. © STH.


Dasselbe gilt für den Brohlbach, der nur an der Abzweigung eines Mühlgrabens minimale Überschwemmungsspuren zeigte.


Fotos fehlen !


Fotos fehlen !

Der Brohlbach aus zwei Blickrichtungen. Unten die kleine Halbinsel nach Abzweigung des alten Mühlgrabens. © STH, am 18.7.2021.


Auch die Nette, deren Quelle jenseits der Eifel-Wasserscheide der Hohen Acht liegt, führte Hochwasser.

Die Nette hat am Mittwochabend in Mayen nicht nur den Bahnhof, sondern auch die Innenstadt überschwemmt [Martina Koch in: Rhein-Zeitung 15. Juli 2021]. Die Zugverbindung nach Mayen war wenige Wochen unterbrochen.

In Plaidt befinden sich zentrale Bereiche der Gemeinde in unmittelbarer Nähe der Nette, darunter auch ein Altenheim, das evakuiert werden musste, und das Freibad.


das Foto fehlt !

Die Nette bei Miesenheim am 15.7.2021. © Creative Commons - Lizenz (CC-BY-SA-2.0) , Bildautor Andreas Janke .


Im benachbarten Miesenheim hingegen hat man dem Fluss (und einem Mühlengraben) einen breiteren Auenbereich überlassen bis auf den Bereich der Straßenbrücke, der auch prompt überschwemmt wurde; hier ertranken einige aufgestallte Ziegen.


Im Bereich der Nette-Mündung in den Rhein bei Andernach-Weißenthurm waren allerdings keine Spuren einer Überschwemmung zu entdecken.




Kyll und Prüm in der Westeifel


Die Kyll führte bereits "am späten Nachmittag des 13. Juli" Hochwasser, die extremsten Spitzenabflüsse wurden aber erst am Vormittag des 15. Juli erreicht, am 17. Juli klang das Hochwasser ab [CEDIM, am 21. Juli 2021].
Schon am Tag der stärksten Niederschläge wurde gemeldet, dass auch Kordel nördlich von Trier am Unterlauf der Kyll überflutet und von der Außenwelt abgeschnitten worden sei [NEWS am 14. Juli 2021].


Der von der Prüm durchflossene Ort Waxweiler wurde überschwemmt.
Auch Irrel am Unterlauf der Prüm wurde geflutet; der Ort war von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten.
[NEWS am 16. Juli 2021]


An Kyll und Prüm wurden Brücken zerstört, darunter eine Brücke in Kyllburg und die einzige Brücke von Speicher.


In Gerolstein erreichte der Pegel der Kyll am Donnerstag Vormittag (15. Juli) sein Maximum von mehr als 4 m, womit alle vorherigen Hochwasserstände um 120 cm überschritten wurden.

In Gerolstein liegt der Bahnhof direkt an der Kyll und wurde deshalb komplett überflutet; desgleichen aber auch die Stadtverwaltung mitsamt Feuerwehr.

Außerdem wurde auch der Ortsteil Pelm in der Flussaue oberhalb von Gerolstein überschwemmt.


Im weiter abwärts liegenden Densborn wurde der maximale Pegelstand von 4,35 Meter bereits in den frühen Nachtstunden des 15.7. erreicht; es handelte sich um den Höchststand aller Zeiten, Normalstand ist 90 Zentimeter [Florian Blaes, am 16. Juli 2021].


Kyllburg liegt an einer engen Flussschleife vor einem Gebirgsrücken mit Eisenbahntunnel und befindet sich damit in einer ähnlichen Situation wie Altenahr. Doch hat sich die Kyll tief eingeschnitten und die Stadt liegt in größerer Höhe. Die Flutwelle der Kyll hat allerdings auf Flusshöhe sowohl den Campingplatz, als auch das Schwimmbad und den Bahnhof überflutet und eine Brücke fortgerissen. [SWR-GoogleMap]


Am Unterlauf der Kyll in Kordel wurde der aktuelle Pegel-Höchstand und Höchststand aller Zeiten von 5,90 Meter erst am Mittag des 15.7. erreicht. Normalstand der Kyll in Kordel ist 1,20 Meter !
Die Kyll soll in Kordel jedoch eine Flutwelle von 8 m Höhe verursacht haben, wenngleich die Pegel-Messung 2 m darunter liegt.


Der Trierer Ortsteil Ehrang wurde ebenfalls am Donnerstag Mittag (15.7.) überflutet und evakuiert, obwohl ein beträchtlicher Auenbereich an der Kyllmündung in die Mosel unbebaut geblieben war.

Die Evakuierung des Krankenhauses soll mit Hilfe des eigenen Fahrzeugparks "innerhalb von 45 Minuten" gelungen sein. [Christian Thome in: Volksfreund, 16. Juli 2021]




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