Klassifikation des Klimas am Mittelmeer
Die geografische Forschung hat wohl aufgrund der Beobachtungen in Klimastationen festgestellt, dass sich infolge von Sonnenexposition und Meeresnähe 'Klimaprovinzen' "in typischer Wiederholung" [Hettner 1935] definieren lassen. Heinrich Walter nutzte für seine Klimaklassifikation die Beobachtung, dass der Jahresgang der Temperatur "fast genau" mit dem der Evapotranspiration zusammenfällt - beide Parameter werden in Klimadiagrammen visualisiert. Anhand der Klimadiagramm-Typen werden 9 Klimazonen (Zonobiome) unterschieden, die allerdings auf Klimabedingungen in Meereshöhe als Klimanorm zurückgeführt werden [Walter/ Breckle 1983].
Der mediterrane Klimatyp
Beim Mittelmeerklima handelt es sich um einen wechselfeuchten Klimatyp mit Winterregen und Sommertrockenheit. Im mediterranen Klima ist eine größere Veränderlichkeit des Wetters als im tropisch-subtropischen Klimasystem zu beobachten. Der mediterrane Klimatyp kann anhand meteorologische Daten auf allen Erdteilen identifiziert werden. Klimagebiete mit Winterregen (früher auch 'Etesiengebiete' genannt) befinden sich immer "auf den Polarseiten der Wüsten" [Hettner 1935]. In Klimadiagrammen wird das "mediterrane Winterregen-Zonobiom (Zonobiom IV)" [Walter/ Breckle 1983] an einer langen Trockenperiode im Sommer kenntlich. Alfred Hettner behauptet, die Sommertrockenheit werde durch den Passatwind (Ostwind) hervorgerufen. Und es ist wirklich eine Tatsache, dass sich auf der Nordhemisphäre die durch subtropischen Hochdruck hervorgerufene Zirkulation nach Süden und von Osten nach Südwesten bewegt. Diese konstanten Passate sind aber in erster Linie als Seewind des südlichen Meeres zu verstehen. Harding et al. 2009 weisen auf die beiden Varianten innerhalb der Köppenschen Klassifikation 'Mediterraner Cs-Typ' im Mittelmeerraum hin: ein westliches, maritimes Teilgebiet (Csb-Typ) und ein östliches, kontinentales Teilgebiet (Csa-Typ), das trockener bleibt und kältere Winter und heißere Sommer hervorbringt. Im östlich vom Mittelmeer gelegenen "Binnenlande" herrscht ein Trockenklima mit größeren Temperaturschwankungen und größerer Winterkälte [Hettner 1935]. Im westlichen Asien bilden die mediterranen Küstengebiete gerade wegen dieser kalten und trockenen kontinentalen Winter einen wohltuenden Kontrast. Außergewöhnlich ist die Größe des mediterranen Klimagebietes in Europa, denn auf anderen Erdteilen, besonders in Nord- und Südamerika, nimmt es nur kleine Küstengebiete an den Westseiten der Kontinente ein. Laut Rother 1984 befinden sich die mediterranen Subtropen auf der Südhalbkugel etwa zwischen 30. und 35. Breitengrad. Auf der Nordhalbkugel dehnen sie sich wegen des Einflusses von Mittelmeer und Schwarzem Meer auf einen weit größeren Raum zwischen 30. und 45. Breitengrad aus. Südlichste mediterrane Gebiete der Nordhemisphäre befinden sich in den Bergen Irans und Pakistans, nördlichste im Rhône-Tal, in Istrien und auf der Krim [Troll/ Paffen 1964]. Es ist von besonderem Interesse, dass mediterrane Gebiete auch inselhaft in verschiedenen Gebirgen als Orobiome erscheinen, denn mit zunehmender Höhe und wechselnder Windrichtung können sich selbst extrem aride oder auch humide Klimate abmildern. Mediterrane Höhenstufen gibt es in den Gebirgsmassiven der Sahara und Äthiopiens sowie im Westhimalaya und in Yünnan. Auch an Rhein und Mosel jenseits des Einflussbereiches des atlantischen Feuchtklimas gibt es mediterran geprägte Klimainseln. Der Fruchtbare Halbmond
Die Klimakonzeption nach Carl Troll, wie auf der Karte unten wiedergegeben, scheint den (prä-)historischen 'Fruchtbaren Halbmond' als ein mediterranes Klimagebiet nachzeichnen zu wollen. Ich muss allerdings darauf hinweisen, dass die Auffassung nahe liegt, den gesamten Vorderen Orient als kontinentale Steppe (oder Wüste) einzustufen, in der die mediterranen Inseln lediglich die Gebirgsstufen bezeichnen. Eine solche ökologische Einteilung hat Robert G. Bailey vorgenommen (z.B. in Bailey 1998) und sie ist auch durch die allgemein anerkannte Klimaklassifikation nach W. Köppen begründet. Der mediterrane Klimagürtel (IV1) in der Klimakarte von C. Troll/ K.-H. Paffen von 1964 Abgrenzung zu anderen Klimatypen
Zunächst stellt sich die Frage, ob die mediterranen Winterregengebiete zu den Subtropen gehören. Rother 1984 bejaht diese Frage, während in der Pflanzengeografie das meridionale Gebiet als gemäßigt von der subtropischen Zone abgegrenzt wird. Thermische Vegetationszonen definieren sich zunächst ohne Berücksichtigung der Niederschlags-Verhältnisse auf Grund ihrer geografischen Breitengrade. Abgrenzung zu den TrockenklimatenBei verschiedenen Autoren werden die "Mediterranen oder Sommertrockenen Subtropen" zusammen mit den "Trockenen Subtropen" und den "(Immer)feuchten Subtropen" zu den Jahreszeitenklimaten gerechnet, dabei sind die "Trockenen Subtropen" als Wüsten und Steppen kaum durch nachvollziehbare Jahreszeiten zu beschreiben. Der Begriff "Trockene Subtropen" könnte auch die ausgedehnten Steppen Eurasiens mit einschließen, die (- Definition nach Troll/ Paffen 1964 -) jedoch in die temperierte Zone gestellt werden, da sie stark durch Winterkälte beeinflusst werden. Die Jahreszeiten in den Subtropen werden dagegen durch die Niederschlagsverhältnisse bestimmt. In der oben abgebildeten Klimakarte von Carl Troll werden große Teile Nordafrikas und des westlichen Asiens, darunter auch das Innere der Arabischen Halbinsel um Riad, jedenfalls als "winterfeucht-sommerdürre Steppenklimate", die sehr nahe verwandt sind mit dem mediterranen Klima, kartiert. Die Grenzen zwischen den baumarmen Steppengebieten und den durch immergrüne Gehölze gekennzeichneten mediterranen Gebieten sind also unscharf. Abgrenzung zu den Regenklimaten
Das Mittelmeerklima wird von Schroeder 1998 gegenüber der Nemoralen Zone Mitteleuropas durch Temperatur-Minima oberhalb - 10° C definiert. Die niedrigen Temperaturen schädigen das Laub, so dass "die Vermeidungsstrategie des Laubabwurfes vorteilhaft wird". In der Nemoralen Zone überwiegen die Regionen mit Sommerregen, die eine Waldbildung trotz der winterlichen Vegetationsruhe begünstigen (Laubwald als Sommerwald). In nemoralen Gebieten mit ausgesprochener Sommertrockenheit gedeiht dagegen nur Nadelwald. [Schroeder 1998] Das nemorale Gebiet Europas wurde in der Chorologie nach Meusel et al. 1965 in eine Temperate und eine Submeridionale Zone aufgeteilt, desgleichen die uns hier interessierende meridionale Zone explizit von der sich anschließenden subtropischen Zone abgegrenzt. QuellenangabenAlfred Hettner: Vergleichende Länderkunde - Band IV. Leipzig, 1935.
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Fortsetzung:
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